Die Türkisch Angora wird von vielen Liebhabern als die “älteste Rassekatze der Welt” bezeichnet. Was ist dran an ihrer Behauptung – und warum verzaubern die langhaarigen Katzen Tierfreunde weltweit?
Genuntersuchungen bestätigen, dass die Türkisch Angora tatsächlich eine der ältesten Katzenrassen weltweit ist. Ihr langes Fell entstand durch eine natürliche Mutation und nicht durch gezielte Selektion durch den Menschen – dieses hebt die Zuchtgeschichte der Türkisch Angora von der vieler anderer Katzenrassen ab!
Aussehen
In der Türkei wurde die dort als „Ankara kedisi“ bezeichnete Türkisch Angora sogar zur Nationalkatze erhoben. Kein Wunder: Die muskulöse und mit bis zu 5 Kilogramm dennoch elegante Katze mit dem langen Fell verzaubert viele Katzenfreunde. Das Fell der Angora sticht durch seine seidige Textur heraus. Ohne Unterfell liegt es am Körper an und ist dadurch besonders pflegeleicht. Das Klima des Ursprungsgebietes der Türkisch Angora ist auch der Grund dafür, dass die Katze im Winter ein dichtes, buschiges Fell mit einem ausgeprägten Kragen zeigt, der Pelz im Sommer aber besonders kurz, leicht und seidig wirkt: Die Katzenrasse ist perfekt an die heissen Sommer und den kalten Winter der anatolischen und kaukasischen Berggebiete angepasst.
Der Schwanz ist lang und sehr buschig. Durch ihren eleganten Körperbau mit langen Beinen mag die Türkisch Angora zart wirken – doch lassen Sie sich nicht täuschen! Der Kopf einer Türkisch Angorakatze weist eine keilförmige Form von der Basis der Ohren bis zur Nasenspitze auf. Ihre mandelförmigen, hoch gezogenen Augen stechen besonders hervor. Grosses Augenmerk wird auch auf die Ohren der Rassekatzen gelegt, viele Züchter bevorzugen grosse, offene Ohren mit feinen Pinseln.
Das Aussehen der Türkisch Angora veränderte sich im Laufe der Zeit. Kein Wunder, ist die Katzenrasse doch schon seit dem 15. Jahrhundert bekannt und hat eine entsprechend lange Geschichte hinter sich! Die ursprünglichen aus der Türkei nach Europa importierten Katzen zeigten noch einen sehr kräftigen, robusten Körperbau. Mittlerweile bevorzugen Züchter und Zuchtorganisationen den modernen, eher schlanken Typ der Rassekatze.
Bis zu den 1990er Jahren waren nur weisse Katzen anerkannt – in der Türkei gilt auch heute noch die Regel, dass die Türkisch Angora weisses Fell aufweisen muss. Anfang der 90er wurden auch die farbigen Varietäten bei der FIFe (Fédération Internationale Féline) eingeführt. Seit dem ist die Türkisch Angora bei allen Vereinen auch in Schwarz und Rot sowie den verdünnten und silbernen Varianten dieser Färbungen anerkannt. Dabei dürfen auch Scheckungen sowie Tabby-Zeichnungen vorkommen. Nicht erwünschte und anerkannt sind die Farbschläge Chocolate, Fawn, Lilac und Point.
Im Gegensatz zu anderen Katzenrassen wie der Ragdoll darf die Türkisch Angora jede Augenfarbe aufweisen. Egal, ob Grün, Gold, Grüngold, Kupfer, Blau oder zweifarbig – es gibt keine Relation zwischen Augen- und Fellfarbe.
Charakter
Die Türkisch Angora gilt als eine besonders intelligente Katzenrasse. Sie liebt ausgedehnte Schmuseeinheiten mir ihren Menschen, möchte aber auch geistig ausgelastet werden. Für Intelligenz- und Futtersuchspiele ist sie meistens zu haben, die lebensfreudigen Katzen haben auch Freude am traditionellen Spiel mit Spielangel, Spielbällen und Katzenmäusen. Beim Spiel zeigt sich die aussergewöhnliche Lebensfreude der Katze, die sie gerne auch an ihren Menschen weitergibt. Die Türkisch Angora ist eine sehr menschenbezogene Katze und liebt es, ihrem Menschen auf Schritt und Tritt zu folgen. Dauerschnurren und Schmuseattacken? Unerbittliche Spielfreude? Hier sind Sie bei der Türkisch Angora genau richtig! Interaktion mit ihrer Familie liebt die Türkisch Angora nämlich besonders – und dies macht sie trotz ihres unkomplizierten, freundlichen Wesens zu einer durchaus anspruchsvollen Rasse, die je nach individuellem Charakter viel Aufmerksamkeit benötigt. Da die Türkisch Angora aber trotz aller Aktivität keinerlei Aggression zeigt und sich ihrem Menschen voll und ganz anschliesst, fällt es leicht, sich mit ihr zu beschäftigen. Die Rasse ist so perfekt für Familien, sie liebt das Spiel mit Kindern, Schmuseeinheiten mit Erwachsenen und die Aufmerksamkeit, die ihr in einer tierliebenden Familie garantiert ist.
So sehr die Türkisch Angora die Abenteuer eines Lebens als Freigänger liebt, bietet der Auslauf in freier Natur doch gewisse Gefahren. Die unbekümmerte Katzenrasse vertraut Menschen oft bedingungslos und nähern sich Fremden oft mit hochgestrecktem Schwanz und laut schnurrend. Viele Tiere fahren auch sehr gerne in fremden Autos mit… Katzen, die Freilauf geniessen, sollten darum immer vom Tierarzt mit einem Mikrochip versehen und bei einem Haustierregister registriert werden, damit sie im Zweifelsfall identifiziert werden können und schnell wieder nach Hause finden!
Geschichte
Ist die Türkisch Angora tatsächlich die älteste Rassekatze der Welt? Wissenschaftler haben sich mit diesem Thema beschäftigt und mit Genuntersuchungen nachgewiesen, dass das Langhaargen der Türkisch Angora tatsächlich durch natürliche Mutation entstanden ist. Im Gegensatz zu anderen Rassen wurde es nicht durch gezielte Selektion herausgezüchtet. Die Türkisch Angora ist also tatsächlich eine der ältesten Katzenrassen der Welt!
Die Türkisch Angora stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und ist eng mit der Van-Katze verwandt. Seit dem 15. Jahrhundert ist sie in der Türkei bekannt. Sultane des osmanischen Reiches sandten die Katzen im 16. Jahrhundert als Geschenk an die Höfe in England und Frankreich und machten sie so auch in Europa bekannt. Dort war ihr aufgrund ihres langes Fells die Aufmerksamkeit der Adeligen, Reichen und Schönen sicher! Doch die Türkisch Angora war nicht nur am Hof beliebt. Auch Wissenschaftler und Naturforscher waren von den edlen Katzen mit dem seidigen Fell fasziniert. In einem Buch des französischen Naturforschers Georges-Louis Leclerc de Buffon wurde die Türkisch Angora bereits im Jahre 1756 erwähnt und bildlich dargestellt.
Im 18. Jahrhundert galten die Katzen als Statussymbol an den europäischen Höfen. Eine der Beschreibungen der Rasse stammt so aus dem Jahr 1834. William Jardine schieb: „Angorakatzen werden hierzulande häufig als Salonkätzchen gehalten. Sie gelten als sanfter und freundlicher als gewöhnliche Katzen.“ Charles Ross lieferte 1868 eine andere Beschreibung der Türkisch Angora: „Die Angora ist eine wunderschöne Rasse mit silbrigem Haar von seidener Textur (…) Sie alle sind wunderbare Geschöpfe mit freundlichem Wesen.“
Die Perserzucht liess die Türkisch Angora aber in den Hintergrund geraten und ihren Bestand selbst in der Türkei auf ein bedrohliches Mass schrumpfen. In den Zoos in Ankara und Istanbul wurden sogar wenige Exemplare der Türkisch Angora gehalten, um ihren Bestand zu gewährleisten…
Die 50er Jahre waren die Geburtsstunde der modernen Zucht der Türkisch Angora. 1954 kam die erste Türkisch Angora in die USA, wo sie seit 1973 durch US-amerikanische Katzenzucht-Organisation CFA anerkannt wurden – allerdings erst nur mit weissem Fell. Die Anerkennung farbiger Tiere folgte 1978. Von den USA aus gelangten auch die ersten Rassetiere erneut nach Deutschland. Die Zucht dort wurde aber schlussendlich hauptsächlich auf importieren Tieren aus der Türkei aufgebaut. Interessanter Weise handelte es sich bei diesen Katzen vorwiegend um Importe aus Zoos.
Gesundheit
Bei der Türkisch Angora kommt eine autosomal rezessiv vererbte Ataxie vor. Diese so genannten „Wackelkatzen“ zeigen eine neurologische Störung, die Probleme der Koordination verursacht. Viele Katzenkinder sterben schon im frühen Alter. Mit ausgedehnter Pflege, besonderer Hilfe, der richtigen Wohnungseinrichtung und besonderer tierärztlicher Betreuung können Ataxiekatzen aber durchaus ein hohes Alter erreichen! Die Entstehung dieser Erkrankung ist noch nicht bekannt, dennoch ist sicher, dass sie angeboren ist – erwachsene Tiere können nicht erkranken.
Genetisch bedingt treten bei rein weissen Katzen oft Schwerhörigkeit und Taubheit auf. Auch Störungen des Gleichgewichtssinnes sind bekannt. Diese Probleme sind nicht rassespezifisch, da viele Angorakatzen aber rein weiss sind, treten die Störungen hier gehäuft auf.
Haltung und Ernährung
Als robuste, gesunde Katzenrasse benötigt die Türkisch Angora keine besondere Pflege oder Ernährung. Die beste Basis für ein langes, gesundes Katzenleben ist hochwertiges Katzenfutter mit viel gesundem Protein. Als Fleischfresser sind Katzen auf hochwertige Proteine angewiesen – Kohlenhydrate können sie nicht oder nur zu kleinen Anteilen verwerten, was zu Folgeerkrankungen wie Diabetes führen kann.
„Du bist, was Du isst“: Dieser viel zitierte Spruch gilt auch für unsere Hauskatzen. So wurde mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, dass Katzen genau wissen, was gut für sie ist. Sie bevorzugen Nahrung, deren Zusammensetzung der einer Maus entspricht – der natürlichen Nahrungsquelle des Fleischfressers Katze. Dieses Beutetier besteht aus etwa 85 Prozent Fleisch, darunter Muskelfleisch. Bindegewebe und Organen. Den Rest machen pflanzliche Bestandteile im Magen-Darm-Trakt, Knochen und Federn aus. Die durchschnittliche Maus besteht so in der Regel aus 50 bis 60 Prozent Protein, 20 bis 30 Prozent Fett und drei bis acht Prozent Kohlenhydraten aus dem Inhalt des Magen-Darm-Trakts des Tieres. Das richtige Katzenfutter sollte diese Zusammensetzung widerspiegeln.
Wider Erwarten ist es recht einfach, herauszufinden, was wirklich im Katzenfutter enthalten ist. Auf dem Etikett jeden Katzenfutters müssen Inhaltsstoffe mengenmässig aufgelistet werden – die Zutat mit dem mengenmässig grössten Anteil steht an erster Stelle. Es ist also nicht verwunderlich, dass Fleisch an der ersten Stelle der Inhaltsliste stehen sollte. Doch Fleisch ist nicht gleich Fleisch! Die Beschreibung „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ weist darauf hin, dass neben reinem Muskelfleisch auch sämtliche Neben- und Abfallprodukte wie Organe, Federn und Sehnen enthalten sind. Zwar führt die Fütterung von reinem Muskelfleisch zu Mangelerscheinungen, gutes Futter muss darum Innereien enthalten – auf der anderen Seite sind jedoch nicht alle Innereien gut verwertbar. Das gilt insbesondere für Abfallprodukte wie Horn und Fell. Neben den Inhaltsstoffen wird auf vielen Futtermitteletiketten die sogenannte „garantierte Analyse“ angegeben. Es handelt sich um eine quantitative chemische Analyse der im Futter enthaltenen Stoffe. In den meisten Fällen finden Sie Prozentangaben zu Rohprotein, Rohfett, Rohasche, Rohfaser und Feuchtigkeit, manchmal auch Angaben zu Vitamin- und Mineralstoffgehalt. Sie können also einfach und schnell nachhalten, wie gut das im Handel erhältliche Futter wirklich ist!
Von der richtigen Ernährung abgesehen sollten auch Türkisch Angora Katzen jährlich dem Tierarzt vorgestellt werden, um nötige Impfungen vorzunehmen, einen Blick auf das Gebiss zu werfen und eventuelle Fragen zu klären. Ein kurzes Abhören von Herz und Lunge gehört ebenfalls zum jährlichen „Check-Up“, um eventuelle Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze eine tolle gemeinsame Zeit!
So finden Sie den richtigen Züchter
Auch, wenn die Türkisch Angora nicht zu den bekanntesten Katzenrassen gehört, hat sich die Zucht heute erholt. Wer einer Türkisch Angora ein Zuhause geben möchte, muss darum nicht bis in die Türkei reisen – auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es viele etablierte Züchter.
Eine Rassekatze ist nur so gut wie der Haushalt, in dem sie aufgewachsen ist. Professionelle Züchter legen darum Wert auf Mitgliedschaft in einem der Zuchtverbände und achten auf eine gute Gesundheitsvorsorge und Ernährung ihrer Zuchttiere! Das hat natürlich auch seinen Preis. Liebhaberkatzen kosten ab 500 Euro, Zuchttiere sind oft teurer. Dennoch sollten Sie beachten, dass Sie mit diesem Preis nicht nur die Rassepapiere Ihrer zukünftigen Katze erwerben, sondern auch das Engagement und Wissen, das der Züchter in die Aufzucht Ihres Tieres und die Pflege der Elterntiere gesteckt hat. Von eventuellen Deckgebühren über Futter und Tierarztbesuche für Katzenmutter und Kitten kommt hier einiges zusammen, was selten voll und ganz vom Kaufpreis der Katze gedeckt wird. Züchten ist ein teures Hobby – vertrauen Sie darum nicht so genannten „Vermehrern“, die „Rassekatzen ohne Papiere“ anbieten! Hier wird in der Regel irgendwo gespart, ob bei einer durchdachten Verpaarung der Elterntiere, sinnvollen Abständen zwischen den Würfen, der Erholungszeit der Mutterkatzen, Gesundheitsvorsorge, genetischen Tests oder der Ernährung…
Ein verantwortungsvoller Züchter kann Ihnen eventuelle tierärztliche Untersuchungsunterlagen und Papiere der Elterntiere vorlegen und gibt seinen Kitten 12 Wochen Zeit, um zu wachsen und alles „katzennötige“ von Mutter und Geschwistern zu erlernen. Erst dann sind die Katzenkinder bereit, sich ihrer neuen Familie voll und ganz anzuschliessen. Eine Wartezeit, die es wert ist! In den nächsten 12 bis 18 Jahren gehört Ihre Türkisch Angora ganz Ihnen und wird sie mit ihrem menschenfreundlichen Wesen und ihrer aufgeschlossenen Art verzaubern!
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