Freunden der Siamkatze und Birma sticht die Balinese sofort ins Auge: Genau wie die Siam zeigt die Katze eine auffällige Point-Zeichnung, ihr Fell ist aber halblang.
Balinesen sind muskulöse und dennoch schlanke Katzen. Die mittelgrossen Tiere wiegen zwischen drei und vier Kilogramm – Kater können schon einmal bis zu fünf Kilogramm auf die Waage bringen. Balinesen wirken wie ursprüngliche Siamkatzen, ihr Fell ist aber lang und besonders am Schwanz buschig. Die moderne Variante der Balinesenkatze ähnelt allerdings sehr stark der modernen Siam mit einem langgestrecktem Körper und dreieckigem Gesicht.
Genau wie Birmakatzen und Siam gehören Balinesenkatzen zu den sogenannten Point-Katzen. Diese auffällige Färbung sticht sofort ins Auge: Das vorwiegend helle Fell ist nur an den Körperspitzen wie Schnauze, Beinen, Schwanz und Ohren dunkel eingefärbt. Der Färbung liegt eine Mutation zugrunde, die zu einer mangelhaften Funktion des Enzyms Tyrosinase führt und hiermit die Produktion des Pigmentsgrundstoffes Melanin stört. Dieses führt zu einem sogenannten Teilalbinismus und einer Färbung der „kalten“ Körperstellen. Den genetischen Grundlagen nach kann jede Fellfarbe auch als Point-Farbe vorkommen.
Bei der Balinesenzucht sind laut europäischem Zuchtverband folgende Farben zugelassen:
Seal-point: Die schwarze Grundfärbung setzt sich in den „kalten“ Körperregionen durch.
Blue-point: Eine schwarze Grundfarbe wird zu „blau“ verdünnt. Die Abzeichen erscheinen dunkelgrau.
Chocolate-point: Balinesen in chocolate-point zeigen eine braune Grundfarbe, die sich wie bei Pointkatzen üblich in den Körperspitzen durchsetzt.
Lilac-point: Als „Lilac“ wird die Verdünnung von braun bezeichnet. Die fast hellgrau wirkende Farbe ist hier natürlich nur in den Pointspitzen sichtbar.
Cinnamon-point: Eine zimtrote Grundfarbe, sichtbar nur in den Point-Spitzen.
Red-Point: Als Red-Point wird eine Balinesenkatze mit roter Point-Färbung genannt.
Fawn-point: Die Grundfarbe in „cinnamon“ wird zu „fawn“ verdünnt. Sie zeigt sich durch eine grau-beige Färbung der Points.
Creme-point: Als „Creme“ wird die Bezeichnung von Rot bezeichnet – Birma creme-point weisen cremefarbene Points auf.
Foreign White: Es gibt tatsächlich Balinesen, die nur weisses Fell ohne jegliche Point-Färbung zeigen! Diese werden in der Fachsprache als „Foreign White“ bezeichnet.
Die Augen der Balinesenkatze sind auffällig leuchtend blau. Sie lassen die Katze aufmerksam und intelligent wirken und weisen auf ihren gesprächigen und aktiven Charakter hin.
Balinesen werden oft als angeblich hypoallergene Katzen verkauft. Leider hat die Wissenschaft bisher noch keine Katzenrasse hervorgebracht, die uneingeschränkt für Katzenhaarallergiker empfohlen werden kann. Hervorgerufen wird eine Katzenallergie durch die im Speichel der Tiere enthaltenen Enzyme Fel d1 und Fel d4. Tatsächlich enthält die Mundflüssigkeit der Balinesenkatze eine relativ geringe Konzentration dieser Proteine.
Charakter
Der Charakter der Balinesen ist typisch für orientalische Katzenrassen: Die Tiere sind besonders aktiv und gesprächig. Sie zeigen sich besonders menschenbezogen, lieben sie die Aufmerksamkeit ihres Menschen und fordern diese gerne lautstark ein. Die intelligenten Balinesen möchten beschäftigt werden – und das am liebsten rund um die Uhr! Intelligenzspielzeuge und Kniffelspiele sind besonders beliebt, doch am liebsten spielen die Katzen mit „ihrem“ Menschen. Obwohl sie zu den dominanteren Katzenrassen gehören, eignen sie sich darum für Familien mit Kindern und anderen Tieren. Hauptsache es ist immer etwas los!
Geschichte
Trotz ihres Namens stammt die Balinesenkatze nicht aus Bali oder Indonesien. Die Rasse entstand durch eine Zucht und nicht durch natürliche Selektion.
Tatsächlich trugen einige Siamkatzen, die um 1800 von Thailand aus in die USA und nach England importiert wurden, das Langhaar-Gen. Diese als „langhaarige Siam“ bezeichneten Tiere wurden aber nicht zur Zucht verwendet. Um den Rassestandard der Rasse nicht zu verfälschen, vermittelte man sie als Liebhabertiere oder tötete sie, falls kein Abnehmer zu finden war… 1928 wurde die Rasse erstmals registriert und auf Katzenausstellungen gezeigt. In den 50er Jahren entdeckten schliesslich amerikanische Züchter das Potential der Rasse und begannen, diese gezielt zu züchten. „Langhaarige Siam“ erschien den Liebhabern der Katzen zu sperrig. Der Name „Balinese“ war geboren – er deutet allerdings nicht auf den geographischen Ursprung der Rasse hin, sondern auf die zierliche, anmutige Art der Katzen, vergleichbar mit der balinesischer Tänzer.
In den 60er und 70er Jahren wurden zur Balinesen-Zucht nur Tiere der klassischen Pointfärbungen seal, chocolate, blue and lilac zugelassen. Gleichzeitig bezeichnete die Cat Fanciers Association Balinesen der Farben Rot, Cream, Tabby und Tortoiseshell als “Javanese”. Diese Namensgebung wird auch heute noch beibehalten, sorgt allerdings oft für Verwirrung.
Auch der ursprüngliche Typ der Balinesenkatze machte eine Veränderung durch. Gezielte Zucht verschob das Ideal der Balinesen vom traditionellen Aussehen zu einem immer schlanker werdenden Körperbau mit einem dreieckigen Kopf und grösseren Ohren. Heute ähnelt der Körperbau der Balinesen der der modernen Siamkatze. Der ursprüngliche Typ wird nur noch von wenigen Züchtern beibehalten.
Zucht
Wie die Siamzucht gibt es auch Balinesen in zwei Typen: Dem ursprünglichen, stabileren Zuchttyp sowie der moderneren Zuchtvariante. Letztere ist die populärere, oft auf Zuchtausstellungen gesehene Variante.
Der Typ der Balinesenkatze gleicht sich immer mehr der modernen Siam an. Um dieses zu erreichen, werden gezielt Siamkatzen zur Zucht der Balinesen eingekreuzt. Die so entstehenden „Siam-Varianten“ erscheinen als kurzhaarige Siamkatzen, tragen allerdings das Gen für langes Fell. Dieses Langhaargen ermöglicht es, Varianten zur Balinesenzucht einzusetzen.
Sie sehen: Katzenzucht ist keine einfache Angelegenheit und setzt genetisches Hintergrundwissen sowie eine genaue Kenntnis der jeweiligen Zuchtverordnungen voraus. Professionelle Katzenzüchter sind darum Mitglied in einem Zuchtverein. Nur so wird sichergestellt, dass Zuchttiere und Nachkommen dem Typ der jeweiligen Rasse entsprechen. Durch eine gezielte, durchdachte Verpaarung werden Erbkrankheiten und Inzucht vermieden. Gleichzeitig achten verantwortungsvolle Züchter auf eine regelmässige Gesundheitsvorsorge von Elterntieren und Kitten. Auch artgerechtes Katzenfutter und eine Aufzucht im Familienverband sind ein Muss. In den ersten zwölf Lebenswochen lernen die Katzenkinder alles lebenswichtige von Eltern und Geschwistern – sie sollten nicht vor Ende dieser Prägungsphase in ein neues Zuhause vermittelt werden.
Zuchtpapiere sind darum mehr als nur ein Stück Papier. Auch wenn Sie keinen Gedanken an eine zukünftige Zucht verschwenden, können Sie sich so sicher sein, dass Ihre Balinese wirklich eine Balinesenkatze ist. Doch Katzenzucht ist ein aufwendiges, teures Hobby und eine Rassekatze hat ihren Preis… Interessieren Sie sich für die intelligente Balinesenkatze, müssen Sie tief in die Tasche greifen: Die Katzen kosten mehrere hundert bis zu tausend Euro.
Wer sparen will, sollte allerdings nicht auf dubiose Vermittler von „Rassekatzen ohne Papiere“ hereinfallen. Züchter, die den Zuchtverband umgehen, sparen nicht nur Ausstellungsgebühren. Oft fehlt es hier an Kenntnissen der Katzengenetik, auch die artgerechte Haltung und Ernährung der Tiere geht oft unter. Das vermeintliche Schnäppchen kommt so teuer zu stehen, wenn plötzlich Anzeichen einer Erbkrankheit oder Folgen von Mangelernährung auffallen…
Doch es gibt eine Alternative für Katzenfreunde, die nicht mehrere hundert Euro für ein Liebhabertier ausgeben möchten. Tierheime und Tierschutzvereine sind ein temporäres Zuhause für Katzen jeden Alters, jeder Rasse und jeden Temperaments. Unter ihnen finden sich auch viele Rassetiere! Tierschutzkatzen werden oft gegen eine Schutzgebühr abgegeben. Diese deckt die dem Verein entstandenen Tierarzt- und Futterkosten oft nicht, schreckt aber vor Spontankäufen ab. Ausserdem unterstützen Sie mit dieser Schutzgebühr die Rettung weiterer Tiere!
Haltung und Pflege
Balinesen sind pflegeleichte, robuste Tiere. Sie benötigen keine besondere Fellpflege oder Gesundheitsvorsorge. Wie alle Katzen profitieren Sie aber von ein- bis zweimal wöchentlichem Kämmen oder Bürsten. In der Fellwechselzeit im Frühjahr und Herbst helfen Katzengras und Maltpaste, verschluckte Haare auf natürliche Art auszuscheiden.
Auch die jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Tierarzt ist ein Muss. Hier wird Ihre Balinesenkatze auf Herz und Nieren geprüft – um wahrsten Sinne des Wortes. Bei der kurzen Untersuchung können auch eventuelle Fragen geklärt werden.
Aufgrund ihrer engen Verwandtschaft mit der Siam zeigt die Balinesenkatze leider einige für diese Rasse typische Erbkrankheiten. Dazu gehört die Hypertrophische Kardiomyopathie, eine erbliche Verdickung des Herzmuskels. Ein Herzultraschall ist das Mittel der Wahl, um HCM zu diagnostizieren und Zuchttiere zu prüfen. Hypertrophe Kardiomyopathie kann zwar nicht geheilt werden, durch frühzeitige Diagnosen können erkrankte Tiere aber von der Zucht ausgeschlossen werden. HCM ist kein Todesurteil – die Tiere können ein langes, gesundes Leben als Familienkatzen führen! Sie sollten allerdings von der Zucht ausgeschlossen werden, um eine Vererbung der Erkrankung zu vermeiden.
Als intelligente Tiere langweiligen sich Balinesen schnell. Eine artgerechte Haltung orientalischer Katzenrassen sollte darum immer eine abwechslungsreiche Umgebung mit Möglichkeiten zum Klettern, Spielen und Verstecken beinhalten!
Wer seine Balinesenkatze nicht unkontrolliert in die freie Natur entlassen möchte, ist mit einem abgesicherten Balkon oder Garten gut beraten. Wasserbecken, Outdoor-Kletterbäume und eine Schale mit Katzengras sorgen für Spiel und Spass.
Balinese Ernährung
Eine artgerechte Ernährung mit viel gesundem Protein ist für alle Katzen essentiell. Aktive Rassen wie die Balinesen benötigen oft besonders viel Energie. Da Katzen Kohlenhydrate nur begrenzt verwerten können, sollten Sie darum primär auf hochwertiges Katzenfutter mit einem hohen Fleisch- und Proteinanteil Wert legen.
Vielleicht liebäugeln Sie auch mit alternativen Fütterungsmethoden wie BARF und Selberkochen? Bei der Rohfütterung, oft BARF genannt, wird die tägliche Futterportion durch rohes Fleisch, einen kleinen Anteil Innereien und gezielte Supplemente zusammengestellt. Hier ist eine gründliche Einarbeitungszeit essentiell. So stellen Sie sicher, dass Ihre Katze alles erhält, was Sie zum Gesundbleiben braucht. Das gleiche gilt für das Selberkochen des Katzenfutters.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Balinesenkatze eine gute gemeinsame Zeit!
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