Die Abessinier Katze gehört zu den ältesten Rassekatzen in Europa. Sie beeindruckt mit ihrer faszinierenden Geschichte und einer einzigartigen Ästhetik.
Die grossen Augen und aufmerksam aufgestellten Ohren der Abessinier verraten viel über den Charakter dieser Katzenrasse: Abessinier sind menschenbezogen und neugierig.
Der Name „Abessinier“ ist fehlweisend – denn diese Katzenrasse stammt nicht wie ihr Name vermuten lässt aus dem alten „Abessinien“, dem heutigen Äthiopien. Auch die Behauptung, dass Abessinierkatzen die Nachfahren von im pharaonischen Ägypten verehrten Tieren waren, ist falsch. Die Abessinier stammt nämlich aus einer ganz anderen Gegend, aus den Dschungeln Südostasiens. Enttarnt wurde sie durch die moderne Genetik: Eine Mutation des Tabby-Gens, das nur bei dieser Rasse auftaucht, taucht nämlich gar nicht in Ägypten und Ostafrika auf… Wilde Katzen, die an der Küste des Indischen Ozeans zwischen Singapur und Sri Lanka leben, weisen allerdings die auffällige Mutation und die daraus resultierende Färbung auf. Weitere Hinweise finden sich in alten Katzenbildern aus dem 19. Jahrhundert. So erschien eine Katze, die der heutigen Abessinier ähnelt, in einem englischen Katzenjournal und wurde dort als „asiatische Katze“ bezeichnet. Vermutlich wurden die auffällig „getickten“, wildfarbenen Katzen durch britische Händler nach Vorderasien und Afrika gebracht und gelangten von dort aus mit britischen Truppen, die 1868 Ostafrika verliessen, nach England.
Dort begann im 19. Jahrhundert die systematische Zucht der Rasse, die durch ihre auffällige, „Agouti“ genannte Färbung Aufmerksamkeit erregte. Eine „Abbessinische Katze“ war so schon Bestandteil der Katzenausstellung im Crystal Palace im Jahr 1871. Nur kurze Zeit später, im Jahr 1882, wurde die Rasse offiziell anerkannt. Den Rassestandard legte Harrison Fair, der damalige Präsident des englischen nationalen Katzenclubs, persönlich fest – die Abessinier gehört damit zu einer der ältesten Katzenrassen. In die USA gelangte die Rasse kurz danach, dort wurde sie 1911 offiziell durch die Cat Fanciers’ Association (CFA) anerkant. 1933 wurden die ersten Tiere in Deutschland registriert.
Die beiden Weltkriege liessen die Zahl der Abessinierkatzen stark schwinden. Erschwerend kommt die geringe Wurfgrösse der Abessinier hinzu: Ein Wurf besteht meistens aus ein bis vier Tieren, im Durchschnitt werden zwei Kitten geboren. Eine Katzen-Leukose-Epedimie der 60er Jahre trug zum weiteren Schwund der Rasse bei. Auch, wenn der Bestand der Abessinier heute als gesichert gilt, ist sie nicht annähernd so bekannt wie andere Katzenrassen.
Aussehen
Die Abessinier wird oft als Mini-Puma bezeichnet. Kein Wunder, die schlanken, langbeinigen Katzen wirken athletisch und lebhaft! Dabei gehört die Abessinier zu den eher leichteren Katzenrassen: Weibliche Katzen bringen bis zu 4 Kilogramm auf die Waage, Kater bis zu 5 Kilogramm.
Der aufgeschlossene, neugierige Charakter der Tiere spiegelt sich in ihrem Gesicht wieder: Grosse, mandelförmige Augen glänzen in Bernstein, Grün oder Hellbraun. Besonders markant ist die dunkle Umrandung. Die grossen Ohren verraten, dass Abessinier gute Zuhörer sind, die ganz und gar an ihrer Umgebung und ihrer Menschenfamilie interessiert sind! Die Ohren der Katze stehen weit auseinander und haben einen breiten Ansatz. Der Kopf der Abessinier selber ist keilförmig, weist aber eine sanfte Kontur ohne aggressiven Stopp auf und sitzt auf einem schlanken, anmutigen Hals. Lange Beine mit ovalen Pfoten und ein schlanker Schwanz ergänzen das Bild einer aktiven, agilen Katze.
Das Fell der Abessinier ist aufgrund einer nur geringen Unterwolle extrem fein und weich. Die Tiere haben dennoch eine gut entwickelte Halskrause, im Schulterbereich ist das Fell aber ein wenig kürzer.
Abessinier zeigen eine besonders auffällige Färbung, die ihrem Fell Ähnlichkeit mit dem eines Wildkaninchens vermittelt. Der so genannte „Agouti-Effekt“ wird durch eine Bänderung jedes einzelnen Haares, das so genannte „Ticking“, hervorgerufen. Jedes Haar ist zwei- bis vierfach gebändert, die Haarspitzen weisen dabei immer den dunkelsten Farbschlaf auf. „Getickt“ sind allerdings nicht alle Körperhaare, sondern primär Kopf, Rücken, Schwanz und die Aussenseite der Beine. Bauch, Brust und die Innenseite der Beine sind einheitlich in der jeweiligen Grundfarbe gefärbt. Diese auffällige Farbgebung wird durch einen Aalstreifen auf dem Rücken ergänzt, auch an den Hinterbeinen findet sich oft ein bis zur Ferse verlaufender „Sohlstreifen“.
Das „Ticking“ ist ein fester Bestandteil des Zuchtstandards der Abessinier. Die Färbung zeigt sich ab der sechsten Lebenswoche, ist aber erst mit etwa zwei Jahren voll ausgebildet. Dann erscheint das Fell der Katzen einheitlich gemustert, ähnlich der eines Wildhasen.
Auch die Farben der Abessinierkatze sind einzigartig. Laut Zuchtvereinen werden nur Farben akzeptiert, die auf dem Farbpigment „Eumalin“ basieren – dieses sorgt für eine starke Lichtabsorption und unterstützt so eine dunkle Pigmentierung. In der Zucht treten vor allem die Farbe Blau, Sorrel, Fawn und Wildfarben auf.
Wildfarben: Diese ursprüngliche Farbe der Abessinier ähnelt einem warmen Braun. Grundfarbe ist ein dunkles Apricot bis Orange mit schwarzem Ticking. Alle weiteren Farben sind aus der Wildfärbung entstanden, die manchmal auch als „ruddy“, „usual“, „tawny“ oder „lièvre“ bezeichnet wird.
Blau: Die Farbbezeichnung „Blau“ bezeichnet weniger die Farbe Blau, sondern beschreibt verschieden intensive Schattierungen in den Farbtönen Blau-Grau. Tatsächlich ist „blue“ die Verdünnung der Wildfarbe, hervorgerufen durch die Mutation eines Genes, das für die Farbintensität zuständig ist. Blaue Abessinier haben blaugraues Fell, die einzelnen Haare zeigen eine dunkles stahlblau-graue Bänderung.
Sorrel: Abessinier mit einer warmen, zimtroten Färbung und schokobraunem Ticking werden als „sorell“ bezeichnet, je nach Sprachgebrauch auch als cinnamon oder red. Dabei ist „Sorell“ nicht mit der eigentlichen Rotfärbung zu verwechseln: Sorrel entstand durch Mutationen des Gens, das für eine schwarze Fellfärbung zuständig ist.
Fawn: „Fawn“ ist die verdünnte Form von „Sorell“. Abessinier-Katzen in „fawn“ weisen so eine helle cremefarbene Grundfärbung mit einem warmen, ebenfalls cremefarbenen, Ticking auf. Der Nasenspiegel ist rosa.
Andere Farben wie Chocolate und die verdünnte Form Lilac treten auf, werden aber bisher nicht von allen Zuchtvereinen anerkannt.
Übrigens: Seit den 50er Jahren tauchten immer wieder langhaarige Abessinier in Würfen auf, vorwiegend in England. Diese Katzen wurden die Stammväter der „Somali“, einer Variante der Abessinier mit halblangem Fell. Die Somali und die Abessinier teilen sich einen Zuchtstandard.
Abessinier Charakter
Die Abessinier ist ein Orientale durch und durch. Sie ist aufmerksam, verspielt und aktiv. Neugierig folgt sie ihrem Menschen auf Schritt und Tritt und beobachtet jeden seiner Handgriffe. Abessinier gelten als besonders intelligent. Darum möchten sie gefordert und gefördert werden. Futtersuchspiele, Clickertraining und sogar kleine Kunststücke – die neugierige Abessinierkatze ist für alles zu haben! Das gilt insbesondere dann, wenn es sich um Spiele mit dem Menschen handelt. Abessinier sind überaus gesellige Tiere, sie schliessen sich ihrer Menschenfamilie voll und ganz an und sind nur ungern allein. Allerdings ist nur eine andere Katze ein vollwertiger Begleiter, die Abessinier sollte darum im Idealfall nicht als Einzelkatze gehalten werden. Im Zusammenleben mit Artgenossen ist sie oft eher dominant, eine frühzeitige Vergesellschaftung im Jugendalter macht das Zusammenleben oft einfacher. Wurfgeschwister sind ebenfalls ein gutes Gespann – überlegen Sie beim Besuch des Züchters Ihrer Wahl darum, ob Sie nicht gleich zwei süssen Kitten ein Zuhause geben können! Ihre Katzen werden es Ihnen danken.
Die aktiven Abessinier eignen sich auch nur bedingt für eine reine Haltung in der Wohnung. Ein gesicherter Garten oder ein Katzenbalkon mit vielen Klettermöglichkeiten kommen ihrem Bewegungsdrang schon eher entgegen.
Im Gegensatz zu den meisten orientalischen Katzenrassen überzeugt die Abessinier übrigens mit einer ruhigen, fast leisen Stimme!
Gesundheit
Auch, wenn die Abessinierkatze nicht als überzüchtet gilt, weist sie eine gewisse Präposition für Erbkrankheiten auf. Dazu gehört die „Feline Neonatale Isoerythrolyse“, auch „fading kitten syndrome“ genannt. Ursache ist eine Blutgruppeninkompatibilität zwischen Mutterkatze und ihren Kitten bei einer Verpaarung eines Katers der Blutgruppe A mit einer Katze der Blutgruppe B. Nach der Geburt nehmen die Katzenwelpen mit der Muttermilch Antikörper gegen die Blutgruppe B auf – dies führt zu einer übermässigen Ausscheidung des Blutfarbstoffs Hämoglobin und einer akuten Blutarmut. Eine akute FNI verläuft leider immer tödlich. Sie ist nur durch durchdachte Verpaarung vermeidbar.
Abessinier können auch von Netzhautschwund („Progressive Retina-Atrophie“) betroffen sein. Eine Nachtblindheit ist oft das erste Symptom dafür, dass die Netzhaut des Auges durch lokale Stoffwechselstörungen im Gewebe zerstört wird. Bei der rezessiv vererbbaren Krankheit treten ab dem zweiten Lebensjahr Sehstörungen auf. Ein Beginn der Krankheit ist bis zum sechsten Lebensjahr möglich. Für Zuchttiere ist darum eine regelmässige Untersuchung eines entsprechend ausgebildeten Tierarztes Pflicht, damit sie die schwere Krankheit nicht an ihre Nachkommen weitergeben. Eine Untersuchung durch einen Fachtierarzt sollte bis zum sechsten Lebensjahr jährlich stattfinden, an der Entwicklung von DNA-Tests wird noch gearbeitet.
Ebenfalls bekannt ist ein Mangel des Pyruvatkinase-Enzyms in den roten Blutkörperchen. Diese führt zu Blutarmut aufgrund einer verkürzten Lebensdauer der roten Blutkörperchen. Zwar können Bluttransfusionen lebensrettend sein, gegen Pyruvatkinasemangel selber gibt es allerdings keine Therapie. Da die Krankheit rezessiv vererbt wird erkranken Trägertiere selber nicht unbedingt. Der Enzymmangel zeigt sich allerdings bei der Verpaarung zweier Genträger. Ihre Nachkommen leiden an einem Mangel des lebenswichtigen Pyruvatkinase-Enzyms.
Abgesehen davon sind Abessinier sehr unkomplizierte, pflegeleichte Katzen. Ihr kurzes Fell benötigt keine besondere Pflege, den Tierarzt sollten sie wie andere Katzenrassen für eine jährliche Vorsorgeuntersuchung sehen. Gerade dann, wenn Ihre Abessinier Freilauf geniesst, sollte sie gegen bestimmte Infektionskrankheiten geimpft werden. Auch Wohnungskatzen profitieren von einer Immunisierung gegen bekannte Krankheiten.
Abessinier Ernährung
Gutes Katzenfutter ist der beste Garant für ein langes und gesundes Katzenleben. Als Fleischfresser sind unsere Katzen auf viel gesundes Protein angewiesen, die beste Quelle ist viel frisches Fleisch. Pflanzliche Kohlenhydrate können sie nur zu einem sehr geringen Anteil verwerten.
Das Auftreten erblicher Erkrankungen macht deutlich, wie wichtig eine professionelle, durchdachte Zucht ist. Erstehen Sie Ihre Katze darum auf keinen Fall von unprofessionellen „Vermehrern“, die „Rassekatzen ohne Papiere zum kleinen Preis“ anbieten. Der Schnäppchenpreis hat oft einen Haken: Die Gesundheit der Katze.
Ein ambitionierter, engagierter Züchter legt Wert auf eine lückenlose Gesundheitsvorsorge seiner Elterntiere und Katzenkinder. Als Mitglied in einem Katzenzuchtverein verpaart er durchdacht, um Erbkrankheiten wie Netzhautschwund und Pyruvatkinasemangel zu vermeiden. Für seine Tiere ist er rund um die Uhr im Einsatz. Züchten ist darum ein Geld- und zeitintensives Hobby – das zeigt sich leider auch beim Kaufpreis von Katzen aus einer verantwortungsvollen Zucht. Doch mit dem Kaufvertrag erstehen Sie nicht nur die Papiere Ihrer Katze, sie kaufen auch ein Stückweit das Know-How des Züchters ein. Er gönnt seinen Mutterkatzen eine gewisse Schonfrist nach jedem Wurf, damit sie sich danach wieder voll und ganz und mit frischer Kraft um ihre Katzenkinder kümmern können. Diese zieht er mindestens zwölf Wochen lang im eigenen Haushalt auf – in dieser Zeit lernen die Kätzchen alles Wichtige für ein erfolgreiches Katzenleben.
Für eine Abessinierkatze mit Papieren müssen sie darum ab 700 Euro aufwärts auf den Tisch legen. Erwachsene, aus der Zucht ausgeschiedene Tiere gibt es oft auch zu einem Freundschaftspreis.
Als Alternative bietet sich natürlich der Besuch im Tierschutz an. Hier warten viele Katzen auf ein gutes neues Zuhause – darunter auch viele Rassetiere!
Egal, ob Sie sich für eine Katze vom Züchter oder aus dem Tierheim entscheiden: Wir wünschen Ihnen und Ihrer Abessinierkatze eine aufregende gemeinsame Zeit!
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