{"url":"https://www.zooplus.ch/magazin/katze/katzenerziehung/die-aengstliche-katze","title":"Ängstliche Katze: warum und was tun?","mag_id":14419,"is_single":true,"cat_name":"Katze","sub_cat_id":1721,"sub_cat_name":"Katzenerziehung","cat_id":1547}
Katzen sind von Natur aus neugierige Tiere. Dennoch fasst nicht jede Katze gleich Vertrauen zu Menschen. Das gilt besonders, wenn die Fellnase ohne den Kontakt zu Zweibeinern aufgewachsen ist oder gar schlechte Erfahrungen gemacht hat. Eine ängstliche Katze sollte behutsam behandelt werden.
Wer sich ein wenig mit der Körpersprache der Katze auskennt, kann eine ängstliche Katze klar identifizieren: Sie laufen geduckt mit oft struppigem, ungepflegt erscheinendem Fell. Freundliches Zugehen auf andere Katzen oder neue Gegenstände gibt es kaum, die Katze wirkt oft desinteressiert oder sprunghaft. Wenn andere Katzen mit Interesse auf neue Gegenstände, Artgenossen oder Menschen zugehen, zieht sie sich zurück. Spiel oder auch nur Kommunikation mit Mitkatzen oder Menschen findet nicht statt, den freundlich erhobenen Schwanz der selbstbewussteren Katze beobachtet man hier selten. Stattdessen hängt dieser im besten Falle neutral herunter, ist aber meistens zwischen den Hinterbeinen eingeklemmt oder mutiert gar zur ängstlichen oder aggressiven „Klobürste“. Das Fell wirkt nicht nur zu Fellwechselzeiten struppig, eventuell fallen dem Katzenhalter auch einige kahl geleckte Stellen im Fell auf. Das Verhalten ist alles andere als entspannt. Aggressivität kann ebenso Zeichen einer Angststörung sein wie Lethargie!
Wieso ist meine Katze ängstlich?
Ob eine Katze zu den Sensibelchen gehört oder ein mutiger Draufgänger ist, wird durch Rasse, Aufzucht, Sozialisierung, Umgebung und sozialen Rang bestimmt. Wie auch wir Menschen hat jede Katze einen individuellen Charakter. Es gibt Stubentiger, die schon während der Kittenzeit Vertrauen zum Menschen fassen und ihrem Zweibeiner auf Schritt und Tritt folgen. Es gibt stolze Exemplare, die gar nicht viel von menschlicher Gesellschaft halten. Und es gibt scheue Tiere, die nur langsam oder gar kein Zutrauen fassen. Die Gründe können unterschiedlich sein.
Katzen werden primär von ihren Instinkten gesteuert. Scheinbar unerhebliche Erlebnisse wie ein lautes Klingeln an der Tür, ein unangenehmer Tierarztbesuch oder die urlaubsbedingte Abwesenheit ihres Menschen können unsere Katzen tief verunsichern und Angstzustände hervorrufen. Nicht immer ist klar zu erkennen, warum eine bestimmte Katze dem Menschen gegenüber zurückhaltend ist, grundsätzlich ängstlich in bestimmten Situationen reagiert oder eine Phobie bestimmten Gegenständen oder Lebewesen gegenüber zeigt. Je besser Sie Ihre Katze und ihre Aufzucht- und Lebensbedingungen kennen, umso einfacher ist es, den Auslöser der Angst zu identifizieren.
Katzen, die ohne menschlichen Kontakt aufgewachsen sind
Der Charakter einer Katze und ihr Verhalten gegenüber Menschen wird insbesondere von der Mutterkatze geprägt. In der wichtigen Prägungszeit der ersten zwölf Lebenswochen lernt die Katze schliesslich alles katzenwichtige von ihrer Mutter und ihren Geschwistern – und dazu gehört auch die Einstellung gegenüber anderen Tieren und Zweibeinern.
In der Regel gilt: Katzenmütter, die vorsichtig gegenüber Menschen sind, ziehen tendenziell ängstlichere Katzenkinder auf. Schliesslich ist die Katzenmutter das wichtigste Vorbild ihrer Kinder – scheue Katzen ziehen ihre Kitten oft ausserhalb menschlicher Nähe auf. Kitten, die in einem einsamen Schuppen oder gar in freier Natur aufgewachsen sind, fassen darum schwerer Vertrauen als Katzenkinder, die von Anfang an regen Kontakt zu ihrer Menschenfamilie hatten.
Dennoch ist es nicht unmöglich, Freundschaft mit einem solchen Wildfang zu schliessen. Gehen Sie vorsichtig vor und zeigen Sie Ihrer Katze, dass sie einen zweiten Blick wert sind. Engen Sie die Fellnase nicht ein, sondern bieten Sie ihr Rückzugsmöglichkeiten (beispielsweise Häuschen oder Tunnel) und geben Sie ihr die Möglichkeit, aus freien Stücken auf Sie zuzugehen.
Ängstliche Katze, die schlechte Erfahrungen gemacht hat
Doch die Kinderstube ist nicht alles. Auch Katzen, die in menschlicher Nähe aufgewachsen sind und von Anfang an regen Kontakt zu Zweibeinern hatten, können das Vertrauen verlieren – oder erst gar keine Beziehung zum Menschen aufbauen. Ein häufiger Grund: Schlechte Erfahrungen und Traumata. Tiere, die körperlich oder seelisch misshandelt wurden, erholen sich nur schwer davon. Mit viel Arbeit und Mühe ist es aber möglich, eine ängstliche Katze wieder an menschliche Gesellschaft zu gewöhnen! Ob Ihre Versuche von Erfolg gekrönt sind hängt aber auch hier vom individuellen Charakter der Katze und ihren konkreten Erfahrungen ab.
Für eine ängstliche Katze In jedem Fall sollten beim direkten Kontakt Rückzugsmöglichkeiten geben. Fühlt sich die Fellnase eingeengt, verschlimmert dies den Stress des Tieres und gibt ihr weiteren Grund, Angst vor Ihnen zu haben. Gehen Sie vorsichtig und behutsam vor. Lassen Sie sich nicht demotivieren, wenn es manchmal einen Schritt vor und zwei zurück geht.
Angst in speziellen Situationen
Manchmal ist die Angst Ihrer Katze auch an spezielle Situationen oder Gegenstände gekoppelt, oft auch Personen. Der Grund findet sich auch hier oft in körperlichen oder seelischen Traumata, Schocks oder schlechten Erfahrungen.
Es ist beispielsweise kein Wunder, dass Katzen ungern die Transportbox betreten. Schliesslich verbinden Sie den Plastikkasten mit Gängen zum Tierarzt oder längeren Autofahrten in den Urlaub. Gezieltes Training kann in diesem Fall Wunder wirken. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Katze den beängstigenden Gegenstand mit etwas Positivem Verbindet. Wie oft sind Leckerchen hilfreich – vielleicht haben Sie aber auch schon mit Ihrer Katze Clickertraining gemacht und können sie mit einem „Click“ belohnen, wenn sie sich der Transportbox nähert.
Die Katze hat plötzlich Angst
Manchmal werden auch zutrauliche Katzen plötzlich ängstlich. Hier unterscheidet man zwischen einer Phobie, die sich nur auf bestimmte Gegenstände wie Plastiktüten oder Hunde bezieht und einem Angstzustand, in dem die Katze permanent gestresst ist. Was ist passiert? Verliert Ihre anhängliche Katze plötzlich das Interesse am Menschen, an Streichel- und Spieleinheiten? Zeigt sie einen chronisch hängenden oder eingeklemmten Schwanz?
Hört sie vielleicht sogar auf zu fressen oder ist sie ungewöhnlich aggressiv? Dann sollten sie an eindringliche Traumata oder chronischen Stress denken. Auch hier können psychische Ursachen der Grund der plötzlichen Angst sein – suchen Sie darum bitte den Tierarzt auf, um chronischen Schmerz oder andere gesundheitliche Probleme der Katze auszuschliessen. Ist Ihre ängstliche Katze körperlich gesund, sollten Sie psychischen Stress oder ein Trauma in Erwägung ziehen. Wurde die Angst durch äusserliche Veränderungen ausgelöst? Gab es ein einschneidendes Erlebnis, einen Umzug oder Unfall? Gibt es vielleicht neue Familienmitglieder? Ist die Katze unzureichend sozialisiert und führt das Zusammenleben mit eventuell neuen Artgenossen zu Unsicherheiten? Sind die Lebensbedingungen für einen Mehrkatzenhaushalt geeignet, gibt es genug Katzentoiletten und Futterstellen? Wird die ängstliche Katze vielleicht von anderen Mitkatzen bedroht und führt der soziale Stress zu einer ständigen Angst?
Was sollte ich jetzt tun?
Sie sehen: Es gibt zahlreiche Ursachen für eine Angststörung bei unseren Fellnasen. Sie als Halter kennen Ihre Katze besser als jeder Experte und vielleicht ist Ihnen beim Durchlesen unseres Artikels schon das ein oder andere Licht aufgegangen. Vielleicht haben Sie das Verhalten Ihrer Katze auch in einem der beschriebenen Fälle wiedererkannt. Verzagen Sie nicht, falls Ihnen das Verhalten Ihrer Katze nach wie vor ein Rätsel ist. Vielleicht ziehen Sie sogar einen Fachmann zu Rate. Tierverhaltenstherapeuten haben ein geschultes Auge, wenn es um Katzenverhalten geht. Sie kennen Ihre Katzen am besten und können Verhaltensänderungen identifizieren, die ein Fremder nie erkennen würde. Eine zweite Meinung wirkt aber oft Wunder!
Selbst, wenn Sie die Ursache gefunden haben, ist es alles andere als einfach, die Angst aus dem Leben der Katze verschwinden zu lassen. Unmöglich ist es aber nicht! Gehen Sie in jedem Fall behutsam vor, Hau-Ruck-Aktionen helfen weder Ihnen noch Ihrer Katze. Lassen Sie Ihrer Fellnase Zeit, bedrängen Sie sie nicht – und feiern sie jeden kleinen Schritt als Erfolg.
Tipps zum Umgang mit ängstlichen Katzen
Konnten Sie einen klaren Auslöser der Angst identifizieren ist es wichtig, diesen aus dem Leben Ihrer Katze verschwinden zu lassen. Doch das ist nicht immer möglich – vielleicht können Sie ein gutes neues Zuhause für die Mitkatze suchen, sein Baby zur Adoption freigeben oder sich vom Partner trennen möchte aber wohl niemand. Hier heisst es, Umwege zu finden und soweit wie möglich auf die Bedürfnisse Ihrer Katze einzugehen. Sorgen Sie dafür, dass die Umgebung Ihrer Fellnase so artgerecht wie möglich ist. Eine katzengerechte Wohnung sollte beispielsweise vielfältige Ruhe- und Schlafplätze, sowie einen oder mehrere Kratzmöglichkeiten beinhalten. Besonders wichtig ist ein ruhiger Ort für die Katzentoilette – hier sollte Ihre Mieze ungestört sein. Das gleiche gilt für die Platzierung des Futternapfs. Bei extrem nervösen Tieren kann auch der Einsatz eines Pheromonsprays oder –Diffuser wie beispielsweise Feliway oder Felifriend helfen. Diese Produkte basieren auf dem „Wohlfühlhormon“, das die Katze beim Abstreichen von Gegenständen verteilt. In der Regel entspannen sich ängstliche Tiere nach einer Verwendung über einige Wochen. Bei manchen Katzen hilft die einmalige Anwendung über einen kurzen Zeitraum, andere brauchen lebenslang das Pheromon zur Verbesserung des Wohlbefindens.
Doch ein katzengerechtes Leben ist nicht nur von Äusserlichkeiten abhängig. Schenken Sie Ihrer Fellnase viel Aufmerksamkeit – besonders dann, wenn die Ursache der Angststörung Eifersuchtsgefühle sind, beispielsweise beim Zuzug eines Partners oder bei der Geburt eines Kindes. Bestätigen Sie Ihre Katze positiv, durch Streicheleinheiten, gemeinsames Spiel oder ab und an ein Leckerchen.
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