Viele Hundefreunde geniessen es, gemeinsam mit ihrem Vierbeiner sportlich aktiv zu sein – gerne auch auf weniger ausgetretenen Pfaden. Für fitte Mensch-Tier-Duos – oder solche, die es werden möchten – ist Canicross eine optimale Sportart, bei der Vier- und Zweibeiner zusammen die Natur geniessen können. Beim Canicross zieht der Hund seinen menschlichen Mitläufer mittels einer flexiblen Leine durchs Gelände. Die Sportart macht nicht nur fit, sondern stärkt, verantwortungsvoll ausgeübt, auch den Grundgehorsam sowie die Bindung zwischen Mensch und Tier.
Vorläufer Frankreich: Canicross in Europa
Canicross hat seine Ursprünge im Skijöring, bei dem ein Schlittenfahrer von Hunden oder einem Pferd gezogen wird. Erste Canicross-Lauf-Wettkämpfe fanden bereits in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts in Frankreich statt, wo die gemeinsamen Läufe von Zughund mit Mensch ihren Ursprung haben. Neben den am meisten verbreiteten Varianten, dem Canicross-Lauf und dem Skijöring, können sich sportliche Duos ausserdem noch beim Bikejöring austoben: hier haben Hunde ihren Zweibeiner auf dem Fahrrad und verbunden mit einer 2,5 m langen Leine im „Schlepptau“. Vor allem in Belgien und den Niederlanden, wo im Herbst zahlreiche Veranstaltungen stattfinden, ist die tierische Sportart sehr beliebt. In anderen Ländern wie beispielsweise Deutschland entdecken aktuell zahlreiche Hundehalter und ihre vierpfotigen Gefährten die Vorzüge der Sportart für sich.
Wer & wo?
Grundsätzlich sind alle lauffreudigen Hunde für Canicross geeignet. Zu beachten ist dabei allerdings ein ausgewogenes Verhältnis des Gewichts von Mensch und Hund: ein zierlicher Windhund wird kaum relevanten Zug auf einen 100 kg schweren Zweibeiner ausüben können. Geradezu prädestiniert sind natürlich Schlittenhunde wie Huskys, aber auch ein sportlicher Königspudel kann viel Freude am Querfeldeinlauf haben. Und querfeldein geht es meistens: Canicross-Rennen zeichnen sich durch abwechslungsreiche Strecken aus, die selten gerade und eben verlaufen. Gras- und Waldböden sind optimal für die sensiblen Hundepfoten, doch natürliche Hindernisse wie Wurzeln und Steine erfordern die volle Konzentration des Gespanns. Bei offiziellen Rennen ist die Orientierung simpel und effizient: ein rotes Schild links am Wegrand bedeutet „links abbiegen“, steht es auf der rechten Seite, heisst dies „rechts abbiegen“. Blaue Schilder markieren den richtigen Weg, gelbe warnen vor Gefahrenstellen. Zu vermeiden sind auch beim Training längere Asphalt-Strecken, die den empfindlichen Hunde-Pfoten schaden.
Auf allen Wegen gut (aus)gerüstet
Neben guten Laufschuhen mit grobem Profil und dem üblichen Equipment eines Joggers brauchen Sie für Canicross einen Hüftgurt sowie eine rund 2 Meter lange Leine mit Rückdämpfer. Die Dämpfung schützt die Wirbelsäulen von Hund und Mensch. Der Hüftgurt sollte über einen Panikhaken verfügen, der die Verletzungsgefahr minimiert. Wichtig ist zudem ein spezielles Canicross-Geschirr für Ihren Vierbeiner, das vergleichbar mit dem für Schlittenhunde ist. Bei diesen Geschirren sind die Druckpunkte so ausgelegt, dass der Hund beim Lauf nicht eingeschränkt ist und frei atmen kann.
Los geht’s: erste Canicross-Schritte
Für Canicross sollte der Vierbeiner mindestens ein Jahr alt sein – dann können Sie mit dem gemeinsamen Training beginnen. Bei der Sportart geben Sie die Führung an den Hund ab, den Sie mittels weniger Befehle („rechts“, „links“, „zieh“) lenken. Das Ziehen, das beim normalen Gassigang nicht erwünscht ist, erlernt Ihr Hund am besten mithilfe einer zweiten Person, die ihn von vorne anlockt und nach dem Ziehen entsprechend belohnt. Kommt der zweibeinige Läufer nicht mehr hinterher, verstärkt sich automatisch der Zug auf die Leine – der Hund wird langsamer. Natürlich sollten Sie als „Mitläufer“ ebenfalls gut trainiert sein, damit Sie Schritt halten können. Vermutlich werden Sie dennoch nach den ersten Läufen Muskelkater verspüren, denn durch den Zug Ihres Gefährten kann sich Ihre Geschwindigkeit beim Canicross-Lauf um bis zu 4 km/h erhöhen. Beim Canicross ist wichtig, dass der Vierbeiner sich nicht ablenken lässt. Eine gute Starthilfe in die Welt der Sportart können Ihnen Zughunde- oder Schlittenhundevereine geben, die Sie auch bezüglich der Ausrüstung optimal beraten können.
Gesundes Laufen für Mensch und Tier
Vor dem eigentlichen Lauf empfiehlt es sich, einen Aufwärm-Spaziergang zu machen, bei dem der Vierbeiner auch sein Geschäft erledigen kann. Zu Beginn sollten Sie mit ein bis zwei Kilometer langen Strecken ohne Unebenheiten trainieren, damit Sie sich beide an das Laufen als Gespann und den Zug gewöhnen. Dies gilt auch für bereits sportliche Vierbeiner, die problemlos 10 km am Stück frei mit Ihnen laufen, denn die Herausforderungen beim Canicross sind anders gelagert. Nach einigen Wochen können Sie die Streckenlänge erhöhen und den Hund durch kleine Herausforderungen wie beispielsweise einen Endspurt zusätzlich trainieren. Laufen Sie auch mit dem trainierten Hund immer vorausschauend und überfordern Sie Ihren Vierbeiner nicht: wenn Sie eine lange Strecke vor sich haben, senken Sie die Geschwindigkeit entsprechend. Trainieren Sie nur bei bis zu maximal 18 Grad Celsius, um eine Überhitzung des Hundes zu vermeiden. Im Sommer sollten Sie die Canicross-Einheiten also auf die frühen Morgenstunden oder den Abend verlegen. Achten Sie ausserdem immer darauf, dass Ihr Vierbeiner ausreichend trinkt. Bergab lassen Sie Ihren Sportsfreund am besten neben oder hinter sich laufen, denn das Ziehen könnte hier schnell zu Stürzen führen.
Wir wünschen Ihnen viel Spass auf allen Wegen beim gemeinsamen Sport mit Ihrem Vierbeiner!