„Das also war des Pudels Kern!“ In dem berühmten Drama Faust I. von Johann Wolfgang Goethe erscheint Mephisto in der Gestalt eines Pudels. Doch was ist in Wirklichkeit der Kern dieses traditionsreichen Rassehundes? Sicher ist, Pudel sind viel mehr als gestylte Mode-Hündchen. Grund genug, sich dem Pudel intensiver zu widmen.
Eigenschaften
Fans bezeichnen Pudel gerne als die intelligenteste Hunderasse der Welt. Nicht zu Unrecht, denn Pudel sind tatsächlich für ihre ausserordentliche Lern- und Dressurfähigkeit bekannt. Der bekannte Pudel Munito II., der im 19. Jahrhundert im Zirkus und auf dem Rummel auftrat, konnte den Erzählungen nach sogar buchstabieren und rechnen. So weit geht es in den meisten Fällen vielleicht nicht, aber Pudel lernen in der Tat extrem schnell und verfügen über ein herausragendes Erinnerungsvermögen. So kann sich der intelligente Rassehund zum Beispiel die Namen seiner Spielzeuge genau merken und bringt auf Zuruf tatsächlich nur den gewünschten Gegenstand.
Dank ihrer Lernfähigkeit gepaart mit ihrem überaus loyalen und menschenbezogenen Charakter können Pudel sehr vielseitig eingesetzt werden. Ob als Rettungshund, Schutzhund, Therapiehund, Blindenhund oder einfach als Familienhund – Pudel machen überall eine gute Figur. Sie gelten als sehr anpassungsfähig und können problemlos überall mithingenommen werden. Menschen gegenüber zeigen sie sich sehr aufgeschlossen und freundlich. Ihr hohes Einfühlungsvermögen, ihre ruhige Art und die Tatsache, dass sie Berührungen fremder Menschen wohlwollend zulassen, kommen ihnen besonders in der Arbeit als Therapiehund zu Gute. Kein Wunder, dass der Pudel auch als Familienhund so beliebt ist. Im Zusammenleben mit seinen Menschen zeigt sich der wesensstarke Pudel sehr gutherzig, lebhaft und verspielt. Er geniesst das Spielen mit dem Ball und liebt das Holen von Stöckchen. Obwohl er seinen Lieben mit Leib und Seele zugewandt ist, bleibt der Pudel eine eigene Persönlichkeit, die gerne im Mittelpunkt steht. Dabei betrachtet er die Menschen um sich herum aber niemals als Konkurrenz, sondern vielmehr als gern gesehenes Publikum. Aggressives Verhalten oder gar Beissen liegen dem freundlichen Pudel fern. Ebenso erweisen sie sich bei der Begegnung mit anderen Hunden als sehr verträglich. Dennoch ist der menschenbezogene und Publikums liebende Rassehund besser als Einzelhund zu halten. Aufgrund seines lernwilligen Charakters, der sich schon im Welpenalter zeigt, ist der Pudel sehr gut erziehbar. So macht ihn nicht nur seine gesellige Art, sondern auch sein „gutes Benehmen“ zu einem sehr angenehmen Begleiter in jeder Lebenslage.
Erscheinungsbild
Pudel zählen sicherlich zu den elegantesten und stolzesten Begleithunden der Welt.
Die harmonischen Proportionen, der tänzelnde Gang und nicht zuletzt die gelockte oder geschnürte Haarpracht, die in den eigenartigsten Schuren zu sehen ist, verleihen dem Pudel einen beinah majestätischen Eindruck. Das Fell des Pudels ist fein, wollig und dicht. Es unterliegt keinem Jahreszeitenwechsel und wächst fortlaufend. Pudel haaren nicht und benötigen daher eine regelmässige Schur. Wie diese auszusehen hat, also ob das Haar kunstvoll getrimmt oder eher ungestylt und natürlich getragen wird, richtet sich heute in erster Linie nach dem Geschmack des Besitzers. Von Natur aus gehören Pudel jedenfalls zu den lang- und rauhaarigen Hunden. Im Dritten Reich galten ungeschorene Pudel allerdings als „undeutsch“ und bekamen vom Reichsministerium weder Papiere noch Fleischmarken. Ein Relikt aus dieser Zeit ist, dass ungeschorene Pudel noch heute bei Ausstellungen eher keine Anwartschaften auf einen Titel erwarten können.
Ähnlich vielfältig wie die Schur-Varianten zeigt sich die Fellfarbe des Pudels: eine Farbenvielfalt, die man bei den meisten anderen Hunderassen vergeblich sucht. Das Spektrum reicht von schwarz über silber, grau und weiss bis hin zu braun, falbfarben und apricot. Alle Farben müssen dabei so regelmässig wie möglich sein. Augenlider, Nasenschwamm, Lippen, natürliche Öffnungen, Fussballen und bei Rüden der Hodensack sind gut pigmentiert.
Der so genannte „Wollpudel“ trägt das lockige Haar sehr gekräuselt und gibt dem Pudel sein typisches Aussehen. Beim heute eher seltenen „Schnürenpudel“ bildet das Haar lange Schnüre, die mindestens 20 cm lang sein sollten.
Hinsichtlich ihrer Grösse unterscheidet man Pudel in vier verschiedene Typen:
- Grosspudel (Königspudel): Widerristhöhe 45-60 cm
- Kleinpudel: Widerristhöhe 35-45 cm
- Zwergpudel: Widerristhöhe 28-35 cm
- Toypudel: Widerristhöhe weniger als 28 cm
Trotz der Grössenunterschiede teilen sich alle vier Pudelvarianten das gleiche Erscheinungsbild. Der geradlinig geformte Kopf und die leicht schräg stehenden Augen verleihen dem Pudel einen selbstbewussten und vornehmen Ausdruck. Typisch ist auch der recht kurze Rücken im Vergleich zu den eher langen Beinen. Die Rute ist dabei hoch angesetzt und wird bei Bewegung schräg aufgerichtet getragen. Die Hinterläufe sind sehr muskulös und wurden in der Vergangenheit oft geschoren, um dem Pudel bei seiner ursprünglichen Verwendung als Wasserjagdhund optimale Beinfreiheit zu gewähren. Die Schur ab der Rückenlinie bis zu den Hinterbeinen wurde im Verlauf der Jahre immer mehr verfeinert und in Hundesalons variiert. Auf Ausstellungen werden noch heute vornehmlich geschorene Pudel gezeigt – in zum Teil recht ausgefallenen Varianten. Als Familienhund trifft man den Pudel heute aber auch mehr und mehr „ungeschoren“ an mit einem durchgängig krausen Haarkleid.
Geschichte
Der genaue Ursprung des Pudels konnte bis heute nicht hinreichend geklärt werden. Vermutlich gab es ähnliche Hunde bereits in der Antike, im Römischen Reich und im alten Persien. Im Mittelalter begegnete man den gelockten Hunden sowohl in Ungarn und Russland als auch in Frankreich und Deutschland. Der Streit um die Beanspruchung des Herkunftslandes des Pudels endete erst in den 30er Jahren. Als die FCI den Pudel als eigenständige Hunderasse anerkannte und der Pudel zukünftig unter der Standard-Nummer 172 im grössten kynologischen Dachverband geführt wurde, einigte man sich bei der Angabe des Herkunftslandes auf Frankreich.
Der französische Rassenname „Caniche“ ist dabei eng mit dem früheren Einsatzgebiet des Pudels verbunden. Die Bezeichnung stammt etymologisch von dem französischen Wort „cane“ ab, das eine weibliche Ente benennt. So wurden Pudel ab dem 14. Jahrhundert in erster Linie als Jagdhunde von Wildgeflügel eingesetzt. Wie Überlieferungen und zahlreiche Gemälde der Renaissance belegen, waren die gekrausten Rassehunde dabei vor allem auf die Jagd von Wasservögeln (insb. Enten) spezialisiert. Darauf schliesst auch der deutsche Name „Pudel“, der vom altdeutschen „puddeln“ abgeleitet wurde, was so viel heisst wie „im Wasser planschen“.
Zu dieser Zeit gab es den Pudel ausschliesslich in mittlerer Grösse, was heute ungefähr der Grösse des Kleinpudels entspricht.
Mit der Reinzucht des intelligenten und treuen Rassehundes begann man etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Aufgrund ihrer ausgeprägten Dressurfähigkeit und Lernwilligkeit wurden die Pudel häufig in Zirkussen eingesetzt, wo sie einem entzückten Publikum ihre Kunststücke präsentierten. Im Verlauf gezielter Zuchtbemühungen entstanden schliesslich Gross-, Klein- und Zwergpudel, die aufgrund ihrer Vielseitigkeit im Aussehen und ihrem Wesen einen grossen Anklang bei der Bevölkerung fanden. So wurden aus den ursprünglichen Jagdhunden mehr und mehr Familien- und Begleithunde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erlebten Pudel ihren Höhepunkt als Familienhunde. In den 50er und 60er Jahren liefen sie damit sogar dem beliebten Schäferhund den Rang ab. Wer etwas auf sich hielt, hielt sich einen Pudel an seiner Seite. Berühmte Persönlichkeiten wie Maria Callas, Grace Kelly, Sir Winston Churchill, Thomas Mann und John Steinbeck besassen den stolzen und eleganten Rassehund.
Zucht und Gesundheit
Während der Pudel im Verlauf seiner Zuchtgeschichte äusserlich in den unterschiedlichsten Grössen und Farben gezüchtet wurde, sollte das Wesen des beliebten Rassenhundes bei allen Varianten vor allem durch Lernfreudigkeit, Treue und Intelligenz geprägt sein. Als Familienhund waren seine jagdlichen Fähigkeiten nicht mehr gefragt, so dass der Pudel heute so gut wie keinen Jagdtrieb mehr besitzt. Lediglich die Apportierfreude, mit der er in seinen Anfängen zahlreiche Enten aus dem Wasser zog, verbindet den modernen Pudel noch mit seinen Vorfahren. Bei der heutigen Zuchtauswahl wird darüber hinaus insbesondere Wert auf Gesundheit und Langlebigkeit gelegt. Dennoch treten auch beim Pudel eine Reihe rassespezifischer Erbkrankheiten auf – begünstigt durch die Tatsache, dass einige Züchter bei der Auswahl ihrer Zuchttiere Äusserlichkeiten vor Robustheit stellten. Zu den häufigsten erblich bedingten Krankheiten gehören Augenprobleme, wie die Progressive Retinaatrophie (PRA) und der Katarakt, die beide zur Erblindung führen können, sowie Gelenkprobleme. Dazu gehören die vor allem bei grossen Hunden bekannte Hüftgelenksdysplasie (HD) und die Patella-Luxation, bei der die Kniescheibe herausspringt und der Pudel lahmt.
In den letzten Jahren konnte das Risiko für die genannten Erbkrankheiten durch eine verantwortungsvollere Zuchtauswahl glücklicherweise gesenkt werden. Umso wichtiger ist es, einen Pudel von einem seriösen Züchter zu kaufen. Sollten Sie sich für einen Pudel-Welpen interessieren, informieren Sie sich also umfassend über die Zuchtauswahl, die Zuchtbedingungen und die gesundheitlichen Vorsorgeuntersuchungen, die der Züchter mit seinen Tieren wahrnimmt. Seriöse Züchter züchten nach den Vorgaben der FCI und sind in der Regel Mitglied in einem Verein. Bei ihrer Zucht haben sie nicht nur die Gesundheit ihrer Welpen, sondern auch deren Eltern und näheren Verwandten im Blick. Gesunde Elterntiere bringen schliesslich auch gesunde Welpen zur Welt. Das Auftreten von Erbkrankheiten kann damit vermieden wird. Lassen Sie die Finger weg von vermeintlichen Schnäppchen – nicht selten bezahlen Sie diese Ersparnis mit der Gesundheit ihres Pudels. Bei gesunden Pudeln halten sich die Kosten für Tierarztbesuche in der Regel in einem überschaubaren Rahmen.
Pudel Ernährung
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Zur Gesundheit ihres Pudels trägt natürlich auch eine artgerechte und hochwertige Ernährung ihres Vierbeiners bei. Was ihr Pudel genau benötigt, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Alter, Gewicht, Aktivität und Gesundheitszustand sollten bei der Auswahl des richtigen Futters eine Rolle spielen. Dabei können Sie sowohl zu Trocken- und Nassfutter als auch zu Frischfutter greifen. Bei Trockenfutter sollten Sie allerdings bedenken, dass es im Gegensatz zum feuchten oder frischen Futter häufig eine grosse Menge an Kohlenhydraten bietet und oftmals schon eine geringe Menge den Energiebedarf des ganzen Tages deckt.
Gutes Hundefutter erkennen Sie an einer ausgewogenen Zusammensetzung der Nährstoffe. Als grobe Richtschnur gilt, dass das Futter etwa aus 80 Prozent Fleisch und 20 Prozent Gemüse und Getreide bestehen sollte. Eine Zusammensetzung aus Eiweissen (Proteinen), wie es in Fleisch und Innereien enthalten ist, sowie aus Vitaminen und Mineralstoffen aus Gemüse, Getreide und Reis ist für Ihren Hund ideal. Ob Sie sich für Trockenfutter, Nassfutter, frisches oder rohes Futter (Barfen) entscheiden, sollte unter anderem davon abhängen, was für Sie im Alltag am besten umsetzbar ist. Schliesslich sollten Sie beim einmal gewählten Futter eine Weile bleiben. Häufige Wechsel im Futternapf vertragen viele Hunde nicht gut. Falls Sie auf ein anderes Futter umstellen möchten, sollten Sie dies schrittweise tun. So kann sich Ihr Pudel langsam an die neue Nahrung gewöhnen und sie ohne Magenprobleme geniessen.
Pflege
Zu einer gesunden Haltung des Pudels gehört selbstverständlich auch eine gute Pflege. Das Fell muss mehrmals in der Woche mit einer Bürste gepflegt werden, um zu vermeiden, dass das Fell verfilzt. Da Pudel nicht haaren, bedarf es einer regelmässigen Schur mit einer Schermaschine. Wie ausgeprägt diese sein darf, liegt in Ihrem Ermessen. Während die Schur ab der Rückenmitte in der Vergangenheit vor allem funktionelle Gründe hatte, da damit Lungen und Herz vor der Kälte des Wassers geschützt wurden und gleichzeitig eine maximale Beinfreiheit gegeben war, sind es bei den heutigen Familien- und Ausstellungshunden vor allem ästhetische Gründe, die die Besitzer zur umfangreichen Schur veranlassen.
Um Krankheiten zu verhindern beziehungsweise frühzeitig zu erkennen, sollten neben der regelmässigen Fellpflege auch Zähne, Augen und Ohren gründlich kontrolliert werden. Rücken und Gliedmassen sollten abgetastet und Krallen kurz gehalten werden.
Haltung und Erziehung
Die Haltung eines Pudels erweist sich in den meisten Fällen als sehr einfach. Ihre Lernwilligkeit und ihr menschenbezogenes Wesen machen sie zu beliebten und leicht erziehbaren Familienhunden, die sich auch für Anfänger eignen. Da Pudel bereits als Welpen extrem aufnähmefähig sind und sich schnell das Verhalten ihrer Vorbilder einprägen, sollten Sie auf eine frühzeitige Einübung der wichtigsten Befehle achten. Bei allen Hunden, auch bei leicht erziehbaren, ist eine konsequente Erziehung für ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Hund unabdingbar. Vernachlässigte oder gelangweilte Pudel entwickeln mit Hilfe ihrer Intelligenz oftmals eigene Verhaltensweisen, die nicht im Sinne ihrer Besitzer sein dürften.
Pudel, die hingegen eng in das Familienleben eingebunden sind und denen eine grosse Aufmerksamkeit zuteil wird, erweisen sich als ausgesprochen treue, gehorsame und herzensgute Hunde. Pudel sind sehr anpassungsfähig und fühlen sich selbst in Stadtwohnungen wohl. Wichtig ist dabei jedoch, dass die intelligenten und sportlichen Rassehunde körperlich und geistig ausgelastet sind. Bei der Beschäftigung mit Ihrem Pudel sollten Sie deshalb viele neue Anregungen und interessante Abwechslung einplanen. Bewährt hat sich in diesem Zusammenhang vor allem der Hundesport. Agility, Obedience, Dog Dancing oder Mobyclass bereiten Ihrem Pudel viel Freude und werden Sie als Team noch enger zusammenführen.