Bernhardiner

Bernhardiner

Mit seinem berühmten Vorfahren Barry, der über 40 Lawinenopfern das Leben rettete, hat der heutige Bernhardiner nicht mehr viel gemein. Zu schwer und zu massig ist er, um als Lawinenhund zu taugen. Die angeborene Hilfsbereitschaft, seine Gutmütigkeit und Kinderliebe hat sich der sagenumwobene Riese jedoch bis heute bewahrt.

Eigenschaften

So groß wie der Körper, so groß ist auch das Herz des Bernhardiners. Seine sprichwörtliche Gutmütigkeit und seine Kinderliebe machen ihn – trotz seiner Größe – zu einem beliebten Familienhund, der sich auch in einer Familie mit kleinen Kindern wohlfühlt. Er ist ein ruhiger und ausgeglichener Hund, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Gleichzeitig ist der sanfte Riese aber auch sehr sensibel und braucht einen engen Kontakt zu seinen Menschen. Ein Leben im Zwinger wäre für den anhänglichen Rassehund eine Qual. Seinem Besitzer, deren Nähe er immer wieder sucht, steht er jederzeit beschützend zur Seite. Seine Verlässlichkeit, seine Wachsamkeit und der gemäßigte Schutztrieb machen ihn damit auch zu einem zuverlässigen Wachhund. Schärfe zeigt er dabei so gut wie nie – aber bei seinem imposanten Erscheinungsbild ist das in den meisten Fällen auch gar nicht nötig, Wer möchte es schon auf ein Kräftemessen mit einem ausgewachsenen Bernhardiner ankommen lassen?

Seine enorme Kraft sollte man auch im Zusammenleben innerhalb der Familie nicht unterschätzen. Zwar mag der Bernhardiner noch so verspielt und verschmust sein – einen gut gemeinter „Anstupser“ kann ein Kleinkind schnell zu Fall bringen. Um seine unbändige Kraft in die richtigen Bahnen zu lenken, benötigt der große Schweizer unbedingt eine konsequente Erziehung. Schließlich ist der Bernhardiner auch für seinen „Dickkopf“ bekannt. Fest eingebunden im Familienverband, in dem er neben der nötigen Konsequenz vor allem Liebe und Zuneigung erfährt, erweist er sich aber als äußerst folgsamer und treuer Weggefährte.

Erscheinungsbild

Mit einer Widerristhöhe von bis zu 90 cm bei Rüden und einem Körpergewicht von bis zu 80 kg gehört der Bernhardiner zu den grössten und schwersten Hunderassen der Welt.  Auch Hündinnen beeindrucken mit einer Grösse von bis zu 80 cm. Der massige Kopf, der stabile Hals und der kräftige Körper verleihen dem Rassehund sein bemerkenswertes Aussehen, das auf den ein oder anderen vielleicht ein wenig furchteinflössend wirkt – natürlich nur so lange, bis er seinem Gegenüber sein sanftmütiges Wesen gezeigt hat.

Den angenehmen und verträglichen Berhardiner gibt es heute sowohl langhaarig als auch stockhaarig, wie das Haar des ursprünglichen Bernhardiners war. Das Fell der langhaarigen Variante ist von mittlerer Länge und liegt glatt und dicht am Körper an. Leichte Wellen sind erlaubt. Das breite Publikum bevorzugt heute die langhaarigen Bernhardiner. Die Fellfarbe ist weiß mit rotbraun oder rotbraun mit weiß in verschiedenen Abstufungen. Weiße Abzeichen an Brust, Pfoten, Nase, Hals und Rutenspitze sind laut Standard ausdrücklich erwünscht. Eine weiße Halskrause und eine symmetrische dunkle Maske runden das Bild des perfekten Hunderiesen ab.

bernhardiner im schnee © Grigorita Ko / stock.adobe.com
Ursprünglich war der Bernhardiner im Schnee zu Hause. Heute fühlt er sich im Garten von Familien wohler.

Geschichte

Die Geschichte des Bernhardiners oder der St. Bernhardshunde, wie sie früher genannt wurden, ist eng mit der Geschichte des Hospiz auf der Passhöhe des Grossen St. Bernhards verbunden. Der Legende nach wurde das Hospiz um das Jahr 980 vom Augustinermönch Bernhard von Menthon gegründet. Der Mont Joux, wie der Grosse St. Bernhard damals noch hiess, wurde zu dieser Zeit zu einem der wichtigsten Handels- und Pilgerwege der Alpen. Ab dem 17. Jahrhundert hielten und züchteten die dort lebenden Mönche die grossen Hunde als Schutz- und Rettungshunde. Besonders als Lawinenhunde, die zahlreichen Menschen das Leben gerettet haben sollen, wurden die Bernhardiner bekannt. Weltweite Berühmtheit erlangte die Rasse mit dem bis heute sagenumwobenen Barry, der von 1800 bis 1812 im Hospiz lebte. Barry soll 40 von einer Lawine verschütteten Menschen das Leben gerettet haben. Die Geschichte, dass Barry einen kleinen im Schnee liegenden Jungen durch Belecken weckte und ihn dazu brachte, sich auf seinen Rücken zu setzen, damit er ihn zum rettenden Hospiz tragen konnte, ist zwar bis heute nicht bewiesen, bescherte der Rasse aber weltweiten Ruhm.

Ebenso wenig gesichert wie die Geschichte von Barry, ist der Ursprung der Bernhardiner-Rasse.  Während einige Kynologen die Vorfahren bei den römischen Molossern sehen, die vor ungefähr zweitausend Jahren mit Cäsars Legionären in die Alpenregion kamen, glauben andere an eine Verwandtschaft mit dem grossen Alpenhund, auch Kühehund genannt. Wieder andere beharren darauf, dass der Berhardiner von der asiatischen Tibetdogge abstammt. Für alle Theorien gibt es keine hundertprozentige Sicherheit – eine enge Verwandtschaft des Bernhardiners mit anderen doggenartigen Hunderassen ist jedoch nicht zu leugnen.

Sicher ist, dass die frühen St. Bernhardshunde, die sich als Lawinenhunde einen Namen machten, mit dem heutigen Rassetyp nur noch eine entfernte Ähnlichkeit haben. Weder die Grösse noch die Farben entsprachen dem heute bekannten Bernhardiner. Zwar wirken die langhaarigen und massigen Bernhardiner sehr imposant, als Lawinensuchhunde sind sie aufgrund dieser Rasseentwicklung jedoch eher unbrauchbar geworden und wurden auf diesem Gebiet längst von anderen Hunderassen abgelöst. Die ursprünglich stockhaarigen und wendigeren St. Bernhardshunde erlangten ihre Masse und ihr langes Haar vermutlich Mitte des 19. Jahrhundert, als auf dem Hospiz erstmals Neufundländer eingekreuzt wurden. Die für den Bergdienst unbrauchbar gewordenen Hunde verschenkten oder verkauften die Mönche an hochstehende Persönlichkeiten, sodass der imposante Bernhardiner mit der Zeit zu einer Art Luxushund wurde. Heute ist der Schweizer Nationalhund in erster Linie ein Familien- und Begleithund, der vereinzelt auch noch als Wachhund gehalten wird.

bernhardiner welpe im grass © Евгения Шихалеева / stock.adobe.com
Bernhardiner-Welpen sind süß, aber selten.

Zucht und Gesundheit

Bis ins Jahr 2005 wurden im Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard die legendären Rassehunde gezüchtet. Heute führt die Stiftung „Barry du Grand-St-Bernard“ die Zucht der Augustiner-Chorherren weiter. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Reinzucht begann und viele Liebhaber eine eigene Bernhardiner-Zucht aufbauten, orientierten sich die ersten Züchter noch an dem stockhaarigen Hospiztyp. Heinrich Schumacher, Metzger und Gastwirt aus Hollingen bei Bern, gilt als Begründer der modernen Bernhardinerzucht. 1867 erreichten seine kurzhaarigen Hunde Sultan und Favorite auf einer Weltausstellung in Paris Goldmedaillen. Als bald darauf jedoch mehr und mehr jüngere Züchter auf den eher langhaarigen und massigeren Bernhardiner-Typ setzten, gab Schumacher ernüchternd seine Zucht auf. Ausstellungsbesucher und Kaufinteressenten bevorzugten schliesslich den modernen Typ mit dem schweren, kantigen Schädel, so dass der ursprüngliche Hospiz-Hund mit Stockhaar nach und nach von der Bildfläche verschwand. Der Schweizer Standard, zu dessen Einhaltung alle Züchter, die einem FCI unterstellten Bernhardiner-Klub angehören, bis heute verpflichtet sind, erlaubt sowohl langhaarige als auch stockhaarige Bernhardiner.

Dank der guten Vernetzung zahlreicher Bernhardiner-Klubs, die der FCI angehören, ist es mittlerweile gelungen, den Bernhardiner zu einem recht gesunden und robusten Hund zu machen. So gilt der grosse Rassehund heute wieder als recht resistent gegenüber Krankheiten. Zwar treten Erbkrankheiten, wie Hüftgelenksdysplasie, an der vor allem grosse Hunde leiden, noch immer auf, doch konnte die Anzahl der Erkrankungen durch die Zuchtbemühungen glücklicherweise reduziert werden. Die Lebenserwartung der Bernhardiner liegt jedoch meistens unter 10 Jahren. Beim Bernhardiner treten vor allem Augenprobleme, Speichelzysten, Diabetes, Magendrehung und Knochenkrebs auf. Um solche Krankheiten zu vermeiden, sollten Interessenten eines Welpen nur bei einem seriösen Züchter kaufen, der die Gesundheit aller zur Zucht verwendeten Tiere einwandfrei nachweisen kann. Da die hierfür nötigen Untersuchungen, Beurteilungen und Impfungen mit erheblichen Kosten für einen Züchter verbunden sind, versteht es sich von selbst, dass ein gesunder Bernhardiner-Welpe mit allen nötigen Papieren erst ab einem Preis von 1000 Euro aufwärts zu bekommen ist.

Bernhardiner Ernährung

Mit dem Kauf eines reinrassigen und gesunden Hundes hören die Bemühungen zur Erhaltung der Gesundheit natürlich nicht auf. So liegt es nicht zuletzt in der Hand der Besitzer, dass sich der junge Welpe zu einem gesunden und agilen Erwachsenen-Hund entwickelt. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Auswahl des Futters. Die Frage nach dem richtigen Futter hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, wie Alter, Gesundheitszustand, Gewicht und Aktivität des jeweiligen Hundes. Eine pauschale Antwort zur perfekten Futterzusammenstellung kann hier deshalb leider nicht gegeben werden. Um sicher zu gehen, sollten Sie mit Hilfe des Züchters oder eines Tierarztes einen geeigneten Futterplan erstellen. Generell sollte das Futter in seinen Bestandteilen ausgewogen sein, d.h. Eiweiss-Proteine, Fett und Kohlenhydrate sollten in einem richtigen Verhältnis zueinander stehen. Darüber hinaus muss der Hund mit der richtigen Menge an Spurenelementen und Vitaminen versorgt sein. Als Faustregel für eine angemessene Ernährung der vom Wolf abstammenden Hunde gilt, dass das Futter zu etwa 70 Prozent aus Fleisch, zu 20 Prozent aus Gemüse und zu maximal 10 Prozent aus Getreide bestehen sollte. Ob das Futter trocken, nass oder frisch gegeben wird, hängt dabei weniger vom Geschmack des Hundes als vom Geschmack des Besitzers ab. Schliesslich muss ein Bernhardiner-Halter den Einkauf beziehungsweise die Herstellung der recht umfangreichen Futtermengen, die ein so grosser Hund benötigt, gut in seinen Alltag integrieren können. Doch überschätzen Sie dabei die Futtermenge eines Bernhardiners bitte nicht. Immer noch leiden zu viele dieser Rassehunde an Übergewicht. Auf Zwischenmahlzeiten und zu viele Snacks sollte dem Hund zuliebe besser verzichtet werden. Etwa zwei bis drei Mahlzeiten pro Tag dürfen nicht überschritten werden. Um die gefürchtete Magendrehung zu verhindern, sollte ausserdem auf genügend Ruhe nach den Mahlzeiten geachtet werden.

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sankt bernhardshund i haven © Elina I / stock.adobe.com

Haltung und Pflege

Es versteht sich von selbst, dass ein so grosser Hund wie der Bernhardiner nur gehalten werden kann, wenn ein Haus mit einem grosszügigen Garten vorhanden ist. Bernhardiner gehören bestimmt nicht in eine kleine Mietwohnung in der Stadt. Der menschenbezogene Riese braucht ausserdem eine enge Nähe zu seiner Familie und würde bei einer Zwingerhaltung verkümmern. Allerdings sollten Sie beachten, dass Bernhardiner zu einem starken Speichelfluss neigen. Sabberflecken an Hosen, Sesseln und der Couch gehören zu einem Leben mit einem Bernhardiner wohl dazu. Häufiges Treppensteigen oder zu glatte Böden, auf denen er ausrutschen könnte, sollten vermieden werden, um Gelenke und Muskulatur zu schonen. Besonders wichtig ist dies am Anfang während der Wachstumsphase – kann aber auch später im Alter wieder an Bedeutung gewinnen.

Das Laufbedürfnis des Bernhardiners ist generell recht moderat. Auch für Hundesport ist der schwere Bernhardiner eher ungeeignet. Dennoch benötigt er genügend Bewegung in der Natur, längere Spaziergänge gemeinsam mit seinem Besitzer gehören zum Pflichtprogramm. Wichtig ist, dass der Bernhardiner von klein auf an die Leine gewöhnt wird und ihm mit einer liebevollen, aber konsequenten Erziehung die wichtigsten „Benimmregeln“ beigebracht werden. Andernfalls kann es passieren, dass der zur Dickköpfigkeit neigende Bernhardiner eher „mit seinem Besitzer an der Leine“ spazieren geht als andersherum.  Kaum ein Mensch, wird es mit einem solchen Kraftpaket wie dem Bernhardiner aufnehmen können. Mit einer früh einsetzenden und konsequenten Erziehung erweist sich der sanftmütige Riese jedoch als sehr leichtführig und folgsam.

Im Vergleich zur Erziehung gestaltet sich die Pflege schon etwas aufwendiger. Regelmässiges Bürsten ist bei den langhaarigen Hunden unerlässlich. Darüber hinaus sollte besonders auf die Augenpflege geachtet werden, um mögliche Probleme zu vermeiden und Krankheiten frühzeitig zu erkennen.

Für Hundeliebhaber, die viel Platz, viel Zeit und nicht zuletzt viel Geld haben (schliesslich ist die Haltung eines so grossen Hundes nicht billig), ist der Bernhardiner sicherlich ein unglaublich treuer und freundlicher Begleiter, der seine Besitzer mit einer aussergewöhnlichen Sensibilität und Hilfsbereitschaft überraschen wird – wobei das Reichen eines Schnaps sicherlich nicht dazu gehört. Denn die Geschichte der berühmten Schnapsfässchen, die die Hunde um ihren Hals trugen und aus denen sie den aufgespürten Lawinenopfern einen Schluck zur Aufwärmung gaben, gehört ganz gewiss in den Bereich der Märchen.

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