Hundesprache verstehen

Verfasst von Bärbel Edel
Hund mit Zunge aus dem Maul hängend

So sieht ein freundlicher und entspannter Hund aus!

Menschen, die schon länger mit einem Hund zusammenleben, wissen meist intuitiv, was er ihnen sagen will. Anfänger tun sich mit der Hundesprache dagegen manchmal schwer. Denn sie ist sehr komplex. Missverständnisse können leider auch schwerwiegende Folgen haben – etwa, wenn ein Hund sich nicht anders zu helfen weiss und plötzlich zubeisst. Dieser Artikel hilft Ihnen, die Hundesprache besser verstehen zu können.

Hundesprache verstehen: Warum ist das so wichtig?

Missverständnisse zwischen Mensch und Hund können sehr gefährlich werden. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie die Hundesprache wirklich verstehen. Bevor ein Hund zubeisst, zeigt er in der Regel auf seine Weise, dass ihm etwas nicht passt. Doch diese Alarmsignale können übersehen oder falsch interpretiert werden.

Ein anderes Beispiel: Es ist ein Unterschied, ob Ihnen ein Hund nicht gehorcht, weil er keine Lust hat oder weil er vor der Situation Angst hat. Vielleicht will er am Strassenrand nicht „Sitz“ machen, weil er sich vor den vorbeifahrenden Autos fürchtet. Wenn Sie wissen, wie sich Ihr Hund wirklich fühlt, können Sie ihm viel Stress ersparen.

Das Wichtigste: Gegenseitiges Verständnis schafft Vertrauen und festigt die Freundschaft zwischen Ihnen und Ihrem Vierbeiner.

Wie kommunizieren Hunde?

Hunde kommunizieren mit Menschen und Artgenossen auf mehreren Wegen. Äusserungen wie Bellen, Winseln, Jaulen, Heulen oder Knurren gehören zur Lautsprache.

Die Tiere benutzen jedoch nicht nur ihre Stimme, sondern sie setzen ihren ganzen Körper ein, um sich mitzuteilen. Zur Körpersprache hören Gestik und Mimik. Ein Beispiel für Gestik ist das Schwanzwedeln; ein Beispiel für Mimik ist das Fletschen der Zähne.

Die Botschaft der Düfte

Gerüche spielen eine wichtige Rolle in der Hundewelt. Eine Hundenase besitzt bis zu 300 Millionen Riechzellen (Menschennase: fünf Millionen). Kein Wunder, dass Hunde zum Aufspüren vermisster Personen eingesetzt werden.

Mit Hilfe von Harn- und Kotmarkierungen hinterlassen Hunde wichtige Botschaften für ihre Artgenossen. Auch das zählt zur Hundesprache. Ein Urinfleck oder ein Kothaufen am Wegesrand? Nichts wie hin und schnüffeln, um keine Nachricht zu verpassen. Für Hunde ist es ganz normal, dass sie beim Gassigehen an fremden Hinterlassenschaften riechen oder gar lecken.

Bei der Hundesprache kommt es auf den Kontext an

Hundesprache ist leider selten eindeutig. Um die Bedeutung einer Äusserung zu verstehen, müssen Sie immer den jeweiligen Kontext berücksichtigen. Gemeint ist damit die jeweilige Situation, in der sich ihr Hund gerade befindet. Wenn Sie die ausser Acht lassen, kann es leicht zu Missverständnissen kommen.

So lecken sich Hunde zum Beispiel die Nase, um das Gegenüber zu beschwichtigen. Doch wenn es kurz vorher ein Leckerli zu Naschen gab, macht sich ihr Liebling vielleicht nur die Nase sauber.

Das Bellen als Teil der Hundespache

Hunde bellen aus unterschiedlichsten Gründen – zum Beispiel, weil sie Hunger oder Durst haben, weil sie Gassi gehen wollen oder weil sie mit ihrem Herrchen oder Frauchen spielen möchten. Oft steckt der Wunsch nach Aufmerksamkeit dahinter.

Schon beim Bellen sieht man, dass Hundesprache oft mehrdeutig ist. Hunde bellen auch, wenn sie ihre Besitzer vor einem Einbrecher warnen wollen. Auch wenn sie sich selbst bedroht fühlen, bellen sie.

Nützt die verbale Warnung nichts, kommen unter Umständen als nächstes die Zähne zum Einsatz. Der Spruch „Hunde, die bellen, beissen nicht“ stimmt leider nicht immer.

Wunsch nach Aufmerksamkeit oder Warnung

Wie unterscheiden Sie nun, ob Ihr Hund lediglich Aufmerksamkeit möchte oder ob er eine ernsthafte Warnung „ausspricht“?

Generell gilt: Klingt das Bellen eher hoch, ist es wahrscheinlich freundlich gemeint. Tiefes Bellen deutet auf einen Hund hin, der ernsthaft sauer ist oder sich bedroht fühlt.

Chihuahuas und andere kleine Hunde bellen in einer höheren Tonlage, grosse Hunde wie zum Beispiel Bernhardiner haben eine eher tiefe Stimme. Auch das muss bei der Einschätzung berücksichtigt werden.

Einige Hunde bellen bei jeder Gelegenheit und rauben ihren Besitzern den letzten Nerv. Doch Hunde, die übermässig bellen, sind oft einfach nur unterfordert.

Unser Artikel Wie kann ich meinem Hund das Bellen abgewöhnen? erklärt, was Sie in diesem Fall tun können.

Heulender Hund © ekim / stock.adobe.com
Nicht nur Wölfe, auch Haushunde heulen, wie dieser Alaskan Malamute beweist.

Heulen fördert den Zusammenhalt

Wenn Wölfe heulen, signalisieren sie damit ihre Zugehörigkeit zum Rudel. Der Wolfsgesang fördert den sozialen Zusammenhalt. Das Heulen dient auch dazu, anderen Tieren den eigenen Standort mitzuteilen oder sie vor einer Gefahr zu warnen.

Auch Haushunde heulen – manche mehr, manche weniger. Basset Hounds, Beagles und Huskys etwa gehören zu den eher „sangesfreudigen“ Rassen.

Stimmt ihr Vierbeiner mit ein, wenn die Kirchenglocken läuten oder ein Martinshorn ertönt? Experten vermuten, dass Hunde diese Geräusche aufgrund der ähnlichen Tonfrequenz als Heulen von Artgenossen interpretieren.

Ausserdem können noch Schmerzen, Einsamkeit oder Stress dazu führen, dass Ihr Hund heult.

Tipp: Heulen Sie mit Auch, wenn Sie sich komisch vorkommen: Hundehalter sollten durchaus hin und wieder in das Geheul mit einstimmen, lautet der Rat von Experten. So festigen Sie die Bindung zu Ihrem Tier. Denn Sie zeigen, dass Sie zum Rudel dazu gehören.

Jaulen und Winseln

Die Bedeutungen von Jaulen und Winseln

Auch das Jaulen oder Winseln ist ein Teil der Hundesprache und kann verschiedene Bedeutungen haben. Hunde winseln, weil sie sich auf einen langen Spaziergang mit dem geliebten Menschen freuen. Sie winseln aber auch, wenn sie Angst haben oder frustriert sind.

Hunde sind Rudeltiere. Einige leiden unter grosser Trennungsangst, wenn sie längere Zeit allein zuhause bleiben müssen und jaulen dann oft stundenlang.

Knurren

Knurren in Hundesprache

„Bis hierher und nicht weiter“. Wenn ein Hund knurrt, ist das die letzte Warnung vor dem Biss.

So seltsam es klingt: Freuen Sie sich, wenn Ihr Hund knurrt. Sie sollten ihm das Knurren auf keinen Fall abgewöhnen oder ihn gar dafür bestrafen. Hunde, die nicht knurren dürfen, beissen möglicherweise gleich zu, ohne ihr Gegenüber vorher zu warnen.

Haltung und Sprache des Körpers

Körperhaltung

Bereits an der Haltung eines Hundes können seine Artgenossen ablesen, ob dieser friedlich gestimmt ist oder ob sie sich besser in Acht nehmen sollten.

Entspannte Hunde haben auch eine entspannte Körperhaltung. Angespannte Hunde wirken dagegen eher steif.

Dominante Hunde machen sich gross. Die Haltung eines aggressiven Hundes ist nach oben und nach vorne gerichtet. Sein ganzer Körper sagt: „Ich bin bereit zum Angriff!“

Ein defensiver Hund richtet seinen Körper dagegen eher nach unten und hinten aus. Die Haltung drückt seinen Wunsch nach Flucht und Rückzug aus. Unsichere, ängstliche Hunde machen sich klein. Im Extremfall legen sie sich sogar auf den Rücken, um ihre Unterwürfigkeit zu demonstrieren.

Die Körpersprache des Hundes

Die Körpersprache ist ein weiterer, wichtiger Teil der Hundesprache. Neben der Lautsprache sollten Sie auch diese gut lesen können, um Ihren Liebling in jeder Situation richtig deuten zu können.

Die Stellung der Rute

Ein Hund, der mit dem Schwanz wedelt, freut sich. Auch das ist nur bedingt richtig. Zunächst bedeutet das Wedeln mit der Rute nur, dass der Hund aufgeregt ist. Ob die Aufregung positiv oder negativ ist, bleibt erst einmal offen.

Sie kommen nach einem langen Arbeitstag nach Hause, ihr Hund läuft auf Sie zu und die Rute schwingt in einem weiten Bogen hin und her? Dann können Sie davon ausgehen, dass sich Ihr Hund auf das Wiedersehen freut.

Kommt ein fremder Hund mit steifen Bewegungen auf Sie zugelaufen und fixiert Sie mit starrem Blick? Die Rute wedelt dabei in kurzen Schwüngen? Dann sollten Sie sich in Acht nehmen.

Eine steif nach oben gerichtete Rute deutet darauf hin, dass der Hund provozieren will. Ist sie waagerecht nach hinten ausgestreckt, handelt es sich um eine Drohgebärde.

Klemmt der Hund seine Rute nach unten ein, ist er unsicher und ängstlich.

Die Augen und die Haltung der Ohren

Schaut ein Hund geradeaus und fixiert sein Gegenüber mit einem starren Blick, ist das als Drohung zu verstehen. Die Pupillen sind dabei verengt. Passend dazu sind auch die Ohren nach vorne gerichtet.

Nach hinten gerichtete Ohren deuten auf Angst, Unsicherheit oder Unterwürfigkeit hin.

Bei einem entspannten Hund sind auch die Gesichtszüge entspannt und die Pupillen erweitert. Ein Hund, der nicht aggressiv ist und die Situation beruhigen will, dreht seinen Kopf zur Seite.

Tipp bei Schlappohren Hat Ihr Hund Schlappohren? Dann sind die Bewegungen der Ohren schwer zu erkennen. Hier hilft es, den Ansatz der Ohren zu beobachten.

Zähne zeigen

Wenn die Zähne gezeigt werden

Wenn ein Hund die Oberlippe anhebt und nur die Vorderzähne zeigt, ist äuserste Vorsicht geboten! Es handelt sich um eine ernsthafte Drohung, wenn auch der Körper steif ist und der Gegner mit starrem Blick fixiert wird.

Zeigt ein Hund „alle seine Waffen“, indem er die Zähne komplett frei legt, handelt es sich wahrscheinlich um eine „defensive Drohung“. Während des Zähnefletschens wendet das Tier immer wieder mal den Blick ab. Der Körper ist eher nach hinten und unten gerichtet, die Rute gesenkt. Der Hund hat Angst, ist aber durchaus bereit, sich zu verteidigen.

Grinsen und Lächeln in der Hundesprache

Auch hier keine Regel ohne Ausnahme: Eine unterwürfige Form des Zähne-Zeigens ist das sogenannte „submissive Grinsen“. Es geht mit einer geduckten Körperhaltung einher, die Rute wedelt oder wird eingezogen.

Aus dem „submissive Grinsen“ hat sich das „soziale Lächeln“ entwickelt, das Hunde übrigens nur gegenüber Menschen zeigen. Der Fang ist dabei leicht geöffnet, die Lefzen etwas nach hinten gezogen, meist begleitet von einer aufrechten, entspannten Körperhaltung und einem wedelnden Schwanz.

Mit Videos Hundesprache verstehen

Hunde bewegen sich oft sehr schnell. Wenn sie auf der Hundewiese zusammen mit ihren Artgenossen toben, sind die feinen Nuancen der Körpersprache schwer zu erkennen. Handelt es sich noch um friedliches Spiel oder kippt die Situation?

Wenn Sie Ihren eigenen Hund besser verstehen wollen, filmen Sie ihn doch beim nächsten Spaziergang mit dem Smartphone. Spielen Sie das Video auch einmal in Zeitlupe ab, das kann ein wahrer Augenöffner sein.

Auch auf YouTube finden Sie zahlreiche Videos, die die Körpersprache der Hunde erklären.


Bärbel Edel
Profilbild von Magazin-Autorin Bärbel Edel

Ich bin Journalistin, liebe Tiere und habe bereits während meines Volkskunde-Studiums zur Beziehung zwischen Menschen und Hunden geforscht. Vor einigen Jahren habe ich einen Kater aus dem Münchner Tierheim adoptiert. Elvis war der Anlass, meinen Katzenblog „Lieblingskatze“ zu gründen und mich auch journalistisch mit Tieren zu befassen. Mit meinen Artikeln möchte ich dazu beitragen, dass Menschen ihre Heimtiere besser verstehen.


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