Ist mein Hund übergewichtig? Ursachen & Folgen
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Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) sind ein massives gesundheitliches Problem für unsere Hunde. Nicht nur wird ihre Lebensqualität und Lebenserwartung deutlich beeinträchtigt, sondern es erhöht sich auch das Risiko für Erkrankungen wie Herzprobleme, Diabetes oder Gelenksschmerzen. Wie Sie erkennen, ob Ihr Hund übergewichtig ist, erfahren Sie in unserem Beitrag.
Inhalt
Wann ist mein Hund übergewichtig?
Meistens orientiert man sich bei der Beurteilung des Idealgewichts am Rassestandard. Das ist gerade bei Mischlingen nicht immer möglich. Bei diesen kann es helfen, das Körpergewicht am Ende des ersten Lebensjahres als Grundlage zu verwenden.
Liegt das Körpergewicht fünf bis 20 Prozent über dem Idealgewicht, spricht man von Übergewicht. An Fettleibigkeit (Adipositas) leidet ein Hund, wenn er 20 Prozent oder mehr über seinem Normalgewicht liegt.
Wie erkenne ich, ob mein Hund zu viel wiegt?
Zum einen natürlich, indem Sie Ihren Hund regelmässig wiegen. Zeigt die Waage mit jedem Mal ein höheres Gewicht an, ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihr Hund langsam immer dicker wird. Eine Ausnahme davon stellen höchstens junge Hunde im Wachstum dar.
Die am häufigsten verwendete – und wohl objektivste – Methode für eine erste Einschätzung ist die Beurteilung des Ernährungszustandes mittels des Body Condition Score (BCS, Körperkonditionsindex). Dieser setzt auf die visuelle Beurteilung und das Ertasten des Körperfetts an Brustkorb, Taille und Wirbelsäule. Anhand der Beobachtungen stuft man den Hund dann in eine von neun BCS-Klassen ein.
Allgemein gilt ein Hund als zu dick, wenn die Rippen nicht mehr tastbar sind und keine Taille mehr zu erkennen ist. Auch sollte die untere Bauchlinie, von der Seite betrachtet, von den Rippen zur Hüfte aufsteigend verlaufen und nicht (fast) parallel zum Boden. Fettpolster am Schwanzansatz sind ein weiteres Anzeichen für einen übergewichtigen Hund.
Wie wird mein Hund übergewichtig?
Häufig beginnt der Weg zum späteren Übergewicht schon im Welpenalter eines Hundes. Denn durch eine zu energiereiche Ernährung bildet sich eine grössere Anzahl an Fettzellen als bei normal ernährten Welpen. Diese Anzahl lässt sich später nicht mehr verändern, sodass im Erwachsenenalter ein höheres Übergewichtsrisiko besteht.
Doch natürlich ist dies nicht die alleinige Ursache für einen übergewichtigen Hund.
Erhöhte Energiezufuhr
Die häufigste Ursache für eine Gewichtszunahme ist eine zu grosse Energieaufnahme. Dieser Energieüberschuss kann nur schwer über Bewegung kompensiert werden, da der Hund nur etwa zehn Prozent seiner täglichen Energie für die Fortbewegung verbraucht.
Mögliche Ursachen für den Energieüberschuss sind häufig eine zu hohe Futtermenge, eine ad libitum Fütterung (uneingeschränkter Zugang zu Futter) oder manchmal auch eine zu hohe Energiedichte im Futter (zu viel Kalorien auf die Portion gerechnet).
Leider vergessen manche Halter bei der Fütterung oft, dass auch Leckerlis viele Kalorien beinhalten und deshalb bei der Tagesration mitberücksichtigt werden müssen. Der gutgemeinte Kauartikel am Abend kann langfristig zu einem übergewichtigen Hund führen.
Dabei müssen Hundebesitzer auch immer die Grösse des Hundes mitberücksichtigen: Bei einen 25 Kilogramm schweren Hund deckt ein getrocknetes Schweineohr zum Beispiel 20 Prozent des täglichen Energiebedarfs. Für einen Hund mit zehn Kilogramm bedeutet dasselbe Ohr aber schon 40 Prozent der Gesamttagesmenge an Kalorien.
Sehr fettreiches Essen, insbesondere beim Füttern mit Essen vom Tisch, führt ebenso zu einer langfristigen Gewichtszunahme. Fett enthält mehr als doppelt so viel Energie wie Proteine oder Kohlenhydrate. Dies führt schnell dazu, dass ein Hund übergewichtig wird.
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Geringer Energiebedarf
Neben einer zu hohen Energiezufuhr gibt es noch weitere Gründe, warum ein Hund weniger Energie als andere Hunde seines Alters und seiner Rasse braucht.
Ein kastrierter Hund etwa neigt zu gesteigertem Appetit, einer geringeren körperlichen Aktivität und einer Veränderung des Körperfettanteils/Körperzusammensetzung. Dadurch verringert sich der Energiebedarf eines Hundes nach der Kastration um dreissig Prozent. Wird die Futtermenge nicht reduziert, haben kastrierte Hunde ein doppelt so hohes Risiko übergewichtig zu werden.
Darüber hinaus nehmen manche Rassen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu, wenn sie mit der gleichen Energiemenge wie andere Rassen gefüttert werden. Der Labrador Retriever und der englische Cocker Spaniel haben eine genetische Disposition für einen erhöhten Körperfettanteil. Da Fett weniger Energie als Muskelmasse verbraucht, müssen diese Rassen mit weniger Kalorien gefüttert werden.
Ein Hund mit langem Fell friert weniger leicht als ein Hund mit sehr kurzem Fell und ohne Unterfell. Ersterer hat deshalb genauso einen geringeren Energiebedarf, wie ein Hund, der in einer warmen Umgebung lebt. Ausserdem muss für den täglichen Energiebedarf des Hundes der tägliche Auslauf, das Alter und der individuelle Charakter des einzelnen Hundes („Flummi“ vs „Bettvorleger“) berücksichtigt werden.
Hund übergewichtig: Krankheiten als Ursache
Neben allen Ursachen, die von der Umwelt und dem Besitzer beeinflusst werden, können auch Krankheiten der Grund dafür sein, warum Ihr Hund übergewichtig ist. Bitte klären Sie deshalb zunächst unbedingt mit Ihrem Tierarzt ab, ob eine Erkrankung vorliegen könnte.
- Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führt dazu, dass zu wenig Schilddrüsenhormone produziert werden. Diese sind für die Zellfunktion und somit den Stoffwechsel des Hundes zuständig. Durch die fehlenden oder zu geringen Hormone kommt es dazu, dass die Zellen zu langsam arbeiten und nicht mehr so viel Energie verbrauchen. Zusätzlich werden erkrankte Hunde oft träge und bewegen sich deutlich weniger. Der Hund nimmt bei unveränderter Futtermenge immer mehr zu.
- Eine Erkrankung, bei der ein Hund oft dick aussieht, ist Morbus Cushing (Hyperadrenokortizismus), eine Erkrankung der Nebennierenrinde. Bei dieser Erkrankung produziert die Nebenniere dauerhaft zu viel Kortisol. Dadurch kommt es zu einem gesteigerten Appetit, gleichzeitig werden die Hunde bewegungsunlustig und träge. Diese beiden Symptome führen zu Fetteinlagerungen, krankheitsbedingt insbesondere im Bauchraum. Die Hunde zeigen eine „Stammfettsucht“. Sie haben einen dicken, hängenden Bauch, während ihr restlicher Körper oftmals sehr schlank ist.
Neben den hormonellen Erkrankungen gibt es noch weitere Erkrankungen, die zu einer Gewichtszunahme führen können, weil sich der Hund nicht mehr ausreichend bewegen kann. Leider werden diese Erkrankungen auch durch Übergewicht begünstigt, weshalb der Hund sich hier in einem Teufelskreis befindet. Herz-Kreislaufprobleme und Erkrankungen der Atemwege führen beispielsweise zu Müdigkeit und Leistungsschwäche.
Bei einer Vorbelastung mit Arthrose oder Arthritis möchte der Hund sich hingegen schmerzbedingt nicht mehr viel bewegen. Bei betroffenen Tieren können Sie beobachten, dass sie mühsam aufstehen oder sich nach dem Liegen erst „einlaufen“ müssen.
Arzneimittel
Für manche Erkrankungen sind Medikamente nötig, die zu einem gesteigerten Appetit und damit sekundär zu einer Gewichtszunahme führen. In erster Linie sind hier Antiepileptika und Glukokortikoide zu nennen.
Folgen des Übergewichts
Übergewicht ist vor allem als Krankheit zu werten, die zwangsläufig weitere Erkrankungen nach sich zieht. Übergewichtige Hunde leben durch die Folgeschäden und -erkrankungen im Schnitt bis zu zwei Jahre weniger als normalgewichtige Hunde gleicher Rasse.
Bewegungsapparat
Gelenks- und Bewegungsstörungen
Übergewicht führt bei Hunden jeden Alters zu Problemen mit dem Bewegungsapparat. Bei jungen Hunden im Wachstum kann Übergewicht und die energetische Überversorgung zu irreparablen orthopädischen Schäden führen.
Bei erwachsenen Hunden, die übergewichtig sind, führt das erhöhte Gewicht zu einer Überbeanspruchung der Gelenke und Bänder. Die möglichen Folgen sind Arthritiden, Arthrosen, Bandscheibenschäden und Kreuzbandrisse.
Ist ein Hund übergewichtig, produziert sein Körper ausserdem vermehrt Entzündungsmediatoren, die wiederum zum Fortschreiten der Arthritiden beitragen können. Die Folge dieser Gelenksschmerzen ist eine verminderte Bewegungsfreude und somit, durch den geringeren Energieverbrauch, eine weitere Gewichtszunahme.
Atmung
Probleme mit der Lunge
Die grössere Körpermasse übergewichtiger Hunde führt zu einem höheren Sauerstoffbedarf. Ausserdem kommt es zu Fetteinlagerungen in den Brustraum. Der beengte Raum zum Atmen und der höhere Sauerstoffbedarf bewirken Atemprobleme und Atemnot. Die Hunde haben eine schlechte Ausdauer und sind schneller müde.
Der Hund möchte sich nicht mehr so gerne bewegen und nimmt auch hier durch den geringeren Energieverbrauch weiter zu.
Kreislauf
Herz-Kreislaufprobleme
Übergewicht bei Hunden ist an der Entstehung oder zumindest am Fortschreiten von Herzerkrankungen beteiligt. Auch Bluthochdruck zählt zu den negativen Auswirkungen. Nimmt der Hund jedoch wieder ab, lassen sich einige dieser Einschränkungen wieder reduzieren.
Bei einem übergewichtigen Hund wird die überschüssige Energie als Fett im ganzen Körper gespeichert. Dieses Fett wird auch infiltrativ (ins Gewebe eindringend) in Organe (wie das Herz oder auch die Leber) eingelagert. Das Problem: Das Herz wird in seiner Funktionstätigkeit eingeschränkt. Zusätzlich muss es aber eine grössere Körpermasse mit Blut versorgen und gegen einen grösseren Druck in den Gefässen an arbeiten. Dies alles führt langfristig zur Herzschädigung und Herzinsuffizienz.
Blutzucker
Diabetes mellitus
Durch Adipositas kann sich ein Diabetes mellitus entwickeln. Dabei handelt es sich hier um einen Typ II Diabetes durch eine Insulinresistenz. Der Körper produziert zwar noch genügend Insulin, aber dieses hat keine Wirkung mehr auf den Stoffwechsel.
Diabetische Hunde haben häufig Heisshunger und sind gleichzeitig müde und träge. Dies fördert weiter die Gewichtszunahme. Durch eine strenge Diät und Gewichtsreduktion kann ein Typ II Diabetes mellitus verbessert werden oder ganz verschwinden.
Narkose- und Operationsrisiko
Höherer Narkosemedikamentenverbrauch und schlechte Wundheilung
Fettgewebe speichert die Narkosemittel und macht somit eine grössere Menge notwendig. Gleichzeitig ist der Abbau der Medikamente in der Leber und deren Ausscheidung über die Nieren beeinträchtigt. Zusammen mit der oftmals beeinträchtigten Lungenfunktion und den Herz-Kreislaufproblemen gilt ein übergewichtiger Hund damit als Risikopatient.
Die reduzierte Durchblutung im gesamten Körpergewebe erhöht zudem das Risiko für Wundinfektionen und Wundheilungsstörungen bei Operationen.
Weitere Folgen
Infektionen und andere Schwierigkeiten
Ein übergewichtiger Hund hat eine verminderte Immunabwehr und ist deshalb anfälliger für Infektionen und andere Krankheiten.
Ein zu hohes Körpergewicht beeinträchtigt darüber hinaus die Fortpflanzungsfähigkeit. Eine Trächtigkeit bei der Hündin ist mit grösseren Risiken behaftet und der durch Fetteinlagerungen verengte Geburtsweg erschwert die Geburt.
Durch infiltrative (in die Gewebeschichten eindringend) Fetteinlagerungen in die Leber kommt es zu einer „Fettleber“ und somit zu einer eingeschränkten Leberfunktion. Ausserdem ist ein übergewichtiger Hund oft hitzeempfindlicher, reizbarer und nicht so beweglich.
Tipp: Haben Sie festgestellt, dass Ihr Hund übergewichtig ist? Lesen Sie zu den möglichen Massnahmen und dem richtigen Futter gegen das Übergewicht unseren Magazinartikel: Mein Hund ist zu dick: Gesund abnehmen
Läufigkeit bei der Hündin
Auch wenn die Läufigkeit der Hündin ein ganz natürlicher Vorgang ist – das seltsame Verhalten der Hündin, der Ärger um Flecken auf dem neuen Teppich oder die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft bereiten vielen Hundebesitzern Sorge. Was Sie über die „heissen Tage“ Ihrer Hündin wissen sollten und wie Sie und Ihre Hündin die Zeit der Läufigkeit stressfrei überstehen, erfahren Sie hier.
Scheinträchtigkeit beim Hund
Die Scheinträchtigkeit (lactatio falsa) bei unkastrierten Hündinnen ist ein Zustand, der ein paar Wochen nach einer Läufigkeit auftreten kann. Während der Scheinträchtigkeit verhält sich die Hündin, als ob sie trächtig wäre oder Welpen hätte, obwohl sie nicht gedeckt wurde.