Können Hunde weinen?

Verfasst von Natalie Decker
trauriger hund fenster

Manche Hunde trauern selbst dann, wenn ein Rudelmitglied nur für eine gewisse Zeit verschwindet.

„Hunde fühlen keinen emotionalen Schmerz“ oder „Tiere empfinden keine Trauer“ sind Aussagen, die immer wieder im Internet kursieren. Doch wer selbst einen Hund hat, berichtet in der Regel anderes. Denn als bester Freund des Menschen verbindet uns Liebe und Freundschaft. Doch was ist mit Tränen als Ausdruck der Trauer – können Hunde weinen?

Empfinden Hunde Trauer und seelischen Schmerz?

Nicht nur der Mensch ist an das Zusammenleben in Familienverbänden angepasst. Auch soziale Tiere wie Affen, Delfine oder Hunde leben mit Artgenossen zusammen und bauen eine enge emotionale Bindung zueinander auf.

Ähnliche Gehirnstruktur

Emotionen entstehen im Gehirn. Daran sind besonders Anteile des Hirnstamms und des Zwischenhirns beteiligt. An der Fähigkeit des sozialen Denkens sind aber auch weitere Teile, etwa das Stirnhirn im frontalen Gehirnbereich, beteiligt.

Heutzutage ist bekannt, dass die Grundstruktur der nervalen Systeme bei Säugetieren grösstenteils übereinstimmt. So ist das Gehirn eines Menschen ähnlich dem eines Affen aufgebaut – oder dem eines Hundes.

Aufgrund dessen gehen Forscher davon aus, dass Hunde ähnliche neuronale Prozesse durchlaufen und wie der Mensch emotionalen Schmerz empfinden können.

Kann ein Hund traurig sein?

Dr. Marc Bekoff, emeritierter Professor für Ökologie und Evolutionsbiologie der University of Colorado Boulder, berichtet zudem, dass bildgebende Untersuchungen des Gehirns wegweisende Hinweise geben.

Denn diese zeigten, dass ähnliche Bereiche im Gehirn von Hunden aufleuchten, wenn sie parallele Emotionen zu denen eines Menschen empfinden. Sie können also durchaus Trauer fühlen.

Können Hunde weinen?

Auch wenn Hunde sehr ähnliche Trauerzeichen wie Menschen zeigen, weinen sie nicht aufgrund ihres seelischen Schmerzes. Vergiesst ein Hund Tränen (was bei Hunden keine Seltenheit ist), stecken bestimmte körperliche Ursachen dahinter.

Hunde können aus folgenden Gründen weinen:

  • Allergien
  • bakterielle Infektionen
  • eingespiesste Fremdkörper (z. B. Grannen)
  • starker Wind oder chemische Reize
hund weinen wegen augeninfektion © Alex J / stock.adobe.com
Verstopfen die Tränenkanäle oder produzieren die Tränendrüsen mehr Flüssigkeit, scheint es so, als würden die betroffenen Hunde weinen.

Der Umgang von Hund mit emotionalem Schmerz

Obwohl Hunde nicht aus Trauer weinen können, heisst das nicht, es gäbe keine anderen Anzeichen. Verliert ein Hund eine enge Bezugsperson oder ein befreundetes Tier, kann er Zeichen für Angst oder Stress äussern. In diesen Fällen …

  • … sucht er engen Kontakt zu anderen Menschen oder Tieren,
  • … möchte er nichts mehr fressen und nimmt ab,
  • … ist er müde und lässt sich nicht zum Spielen auffordern,
  • … jault, jammert oder bellt er häufig, oder,
  • … er hechelt und geht unruhig auf und ab.

Wie erkenne ich, ob ein Hund traurig ist?

Wie bei uns Menschen reagieren aber auch Hunde individuell auf Veränderungen im sozialen Umfeld. Während manche Vierbeiner mehr Aufmerksamkeit suchen, schirmen sich andere Trauernde von den Zurückgebliebenen ab.

Hilfe für trauernde Hunde

Der Verlust einer Bezugsperson reisst Mensch und Hund aus der alltäglichen Routine. Diese starken Veränderungen führen dazu, dass wir emotionalen Schmerz empfinden.

Um Ihrem trauernden Hund in dieser schwierigen Phase Trost zu spenden, können Sie Folgendes versuchen:

  • Bieten Sie Ihrem Hund eine neue Routine, die ihm nach und nach Sicherheit schenkt:
  • achten Sie auf das Verhalten des Hundes und seien Sie für ihn da:
  • Versuchen Sie, ihn zum Spielen anzuregen, um negative Gefühle gehen zu lassen.
  • Kuscheln Sie mit Ihrem Hund, wenn er die körperliche Nähe zu Ihnen sucht.

Hund „weint“: Wann sollte ich zum Tierarzt gehen?

Zeigt ein Hund nach dem Tod einer Bezugsperson Lustlosigkeit oder nimmt er stark ab, könnten diese Symptome auf starke Emotionen zurückzuführen sein.

Nichtsdestotrotz ist es nicht auszuschliessen, dass der Hund tatsächlich eine ernstzunehmende Erkrankung hat. Auch die tränenden Augen können auf ein gesundheitliches Problem hinweisen.

Deshalb sollten Sie diese Symptome nicht auf die leichte Schulter nehmen und gut beobachten. Bessert sich die Situation nicht, sollten Sie Ihren Hund rechtzeitig beim Tierarzt vorstellen.

Quellen:


Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle grossen und kleinen Tiere und ich habe das grosse Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


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