Borreliose beim Hund
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Die Borreliose oder Lyme-Krankheit ist eine durch Zecken übertragene Infektionskrankheit, die weltweit vorkommt. Der Name „Lyme-Krankheit“ oder „Lyme-Borreliose“ ist auf den amerikanischen Ort Lyme zurückzuführen, in dem die Krankheit im Jahr 1975 erstmals beim Menschen beschrieben wurde. Sie ist die am häufigsten diagnostizierte und durch Zecken übertragene Krankheit beim Menschen. Auch beim Hund treten häufig Infektionen durch Borrelien auf, jedoch erkranken sie selten daran.
Borrelien sind spiralförmige Bakterien, die von der Zecke namens „der gemeine Holzbock“ (Ixodes ricinus) übertragen werden. Sie können nicht frei in der Umwelt überleben, sondern benötigen einen Wirt und eine Zecke zur Übertragung. Diese Bakterien können sowohl Menschen als auch Tiere infizieren. Die Erregerquelle und Wirte sind Waldsäugetiere, die Borrelien in sich tragen ohne zu erkranken. Die Zecken infizieren sich dort beim Blutsaugen mit den Borrelien und können diese bei einer erneuten Blutmahlzeit auf Hunde übertragen. Die Bakterien halten sich vorerst im Darm der Zecke auf. Sobald die Zecke Blut saugt, gelangen die Borrelien in deren Speicheldrüse. Bis die Borrelien in die Haut des Hundes gelangen, vergehen in etwa 24 bis 48 Stunden. Sie vermehren sich an der Einstichstelle und verbreiten sich durch Bindung an verschiedene Proteine im Bindegewebe. Bei manchen Hunden gehen die Bakterien von der Haut aus in weitere Gewebe oder in Gelenke. Häufig verweilen sie jedoch in der Haut, meist lebenslang und regen die Antikörperbildung des Hundes an. Durch Veränderung ihrer Oberfläche können die Borrelien den Antikörpern entgehen und sich doch noch im Organismus ausbreiten, zum Beispiel wenn das Immunsystem geschwächt ist. Eine Verteilung der Borrelien über das Blut passiert nur sehr selten. Nur ein geringer Prozentsatz der Hunde, die von einer Zecke mit Borrelien infiziert werden, entwickelt eine Erkrankung mit Symptomen. Eine Borreliose tritt dann häufiger auf, wenn der Hund mit weiteren Infektionserregern wie Anaplasmen oder Ehrlichien infiziert ist. In Gebieten, in denen die Borreliose gehäuft auftritt, sind etwa 30 Prozent der Zecken infiziert und man findet bei 5 bis 20 Prozent der Hunde Antikörper.
Symptome bei einer Borreliose
Anzeichen einer Erkrankung treten meist zwei bis fünf Monate oder sogar später nach der Infektion mit Borreliose auf. Eine Rötung der Haut an der Zeckenbissstelle wie beim Mensch kann sich direkt zeigen, diese ist aber selten und verschwindet meist nach einer Woche wieder. Die Symptome einer Borreliose sind nicht spezifisch für diese Erkrankung. Es können Fieber, Appetitlosigkeit, Schwäche, Schwellung der Lymphknoten und Gelenke und Lahmheiten durch Gelenksentzündungen auftreten. Die klinischen Symptome entstehen durch eine Entzündungsreaktion des Hundes auf die Anwesenheit der Bakterien. Die Gelenkentzündung beginnt häufig an dem Gelenk, das dem Zeckenbiss am nächsten liegt. Eine Entzündung der Nieren durch Borrelien wurde beim Golden Retriever, Labrador und Berner Sennenhund beschrieben.
Diagnose
Die Diagnose „Borreliose“ zu stellen erweist sich als eine Herausforderung. Zwar kann man ungefähr vier bis fünf Wochen nach einer Übertragung von Borrelien Antikörper im Blut nachweisen, jedoch sind diese auch nach einer Impfung oder vorherigem Kontakt mit Borrelien nachweisbar. Man kann also durch das Nicht-Vorhandensein von Antikörpern eine Borreliose ausschliessen. Seit einiger Zeit kann man mithilfe eines anderen Bluttests (Westernblot) zwischen Antikörpern durch Impfung oder durch natürliche Infektion unterscheiden. Das Vorliegen von Antikörpern durch natürliche Infektion besagt jedoch nichts über eine Erkrankung an Borreliose, sondern nur über eine Infektion mit diesen Bakterien. Sehr häufig verweilen die Borrelien ausschliesslich in der Haut, verteilen sich nicht im Organismus und verursachen auch keine Symptome. Mit Hautproben an der Zeckenbisstelle oder aus der Nähe des ersten betroffenen Gelenks kann eine sogenannte PCR durchgeführt werden. Finden sich in dieser Probe Borrelien, spricht dieser positive Befund für eine Erkrankung. Diese Methode findet momentan nur in Studien Gebrauch. Die diagnostische Therapie mit einem Antibiotikum ist nicht beweisend für eine Erkrankung, da die Medikamente auch bei anderen Erkrankungen wirksam sind und Gelenkentzündungen im Allgemeinen behandeln können. Erst, wenn die folgenden Kriterien erfüllt sind, kann man von der Diagnose „Borreliose“ ausgehen: 1. Der Hund muss einen Zeckenbiss gehabt haben. 2. Die Symptome müssen mit denen der Borreliose übereinstimmen und andere möglichen Krankheiten mit diesen Symptomen müssen ausgeschlossen sein. 3. Der Hund muss Borreliose-Antikörper in sich tragen. 4. Der Hund muss schnell auf die Therapie ansprechen.
Therapie bei Borreliose
Für die Therapie der Borreliose werden verschiedene Antibiotika für die Dauer von etwa vier Wochen eingesetzt. Häufig sieht man bereits kurz nach Beginn der Behandlung eine deutliche Verbesserung der Symptome. Je früher man mit der Behandlung nach Beginn der Erkrankung anfängt, umso besser sind die Erfolge. Die Borrelien können aber wahrscheinlich nicht vollständig beseitigt werden. Ist die Borreliose bereits chronisch, bleibt ein Behandlungserfolg möglicherweise aus oder es kommt zu Rückfällen. Hier können zur Linderung der Symptome zusätzlich Entzündungshemmer eingesetzt werden.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung von Borreliose und anderen durch Zecken übertragene Krankheiten sollten am besten mehrere Massnahmen ergriffen werden. Nach jedem Spaziergang sollte der Hund nach Zecken durchsucht und diese sofort entfernt werden. Die meisten Infektionserreger benötigen mindestens 12 Stunden, bis sie in den Hund gelangen, somit kann auf diese Weise schon ein grosser Teil der Zecken beseitigt werden. Ausserdem sollte man über das Anwenden von repellierenden (Zecken und Insekten abhaltenden) Spot-on-Präparaten oder Halsbändern beim Hund nachdenken. Eine Impfung gegen Borreliose ist zwar erhältlich, jedoch nur gegen wenig Borrelienarten. Zudem ist ein sehr hoher Antikörperspiegel für einen ausreichenden Schutz erforderlich. Eine bereits vorhandene Infektion kann durch die Impfung nicht beseitigt werden, lediglich eine Infektion mit weiteren Borrelien kann verhindert werden. Vor einer Impfung ist es ratsam zu testen, ob bereits eine Infektion mit Borrelien stattgefunden hat. Die Impfung gegen Lyme-Borreliose ist von der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin als sogenannte Non-Core-Impfung eingestuft. Das bedeutet, dass sie nur bei stark exponierten Hunden im Einzelfall empfohlen wird. Wichtig ist, seinen Hund gut gegen Zeckenbefall zu schützen, da diese auch andere Krankheitserreger übertragen können.
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